Mittendrin, statt nur daneben stehen – Die Schweiz will teilhaben, wenn China sein gigantisches Handelsnetz entlang der neuen Seidenstrasse ausbaut. Vor allem in aufstrebenden Märkten wie Asien erhoffen sich Schweizer Unternehmen grossen Investitionsbedarf.
Es wird nicht die breite Schweizer Wirtschaft profitieren, sondern nur ausgewählte Sektoren.
Der Analyst und Berater für Wirtschaftsbeziehungen mit China, Markus Herrmann, sieht das wirtschaftliche Potenzial. Man müsse bei der «Belt and Road Initiative» realistisch sein und warnt vor zu hohen Erwartungen:
«Es wird nicht die breite Schweizer Wirtschaft profitieren, sondern nur ausgewählte Sektoren. Erwartet dabei vernünftigerweise den Sektor Finanzen, Versicherungen, Logistik und ausgewählte Industriekonzerne mit Wissen in den Ländern der neuen Seidenstrasse.»
Nicht immer problemlose Umsetzung
China baut entlang der Seidenstrasse gigantische Infrastrukturprojekte: Brücken, Dämme, Häfen. Dafür vergibt China Kredite und bringt seine eigenen Arbeiter ins Land. So zum Beispiel beim Ausbau des Hafens in Colombo auf Sri Lanka. Hier sollen ganze Dörfer verschwinden, weil sie Chinas Expansionshunger im Weg stehen.
Der Einflussbereich für die Schweiz wird sich auf einzelne Projekte beschränken.
Dabei hat es in den ersten fünf Jahren der chinesischen Initiative mehrere Schwierigkeiten bei der Umsetzung gegeben, erklärt Markus Herrmann, China-Kenner und Co-Programmleiter Asien beim aussenpolitischen Think Tank «Foraus»:
«Es gab keine nachhaltige Finanzierung, es entstanden Abhängigkeiten der Drittländer gegenüber China. Das sind Dinge, die die Schweiz über die Diplomatie einbringt, die man versucht, über Regeln zu fassen», erklärt Herrmann.
Der Einflussbereich für die Schweiz liege darin, in den eigenen Projekten auf die Standards zu pochen, wo man sich in Drittstaaten engagieren werde.
Wer gibt die Regeln vor?
Schweizer Finanzunternehmen könnten also in Zukunft beispielsweise grosse chinesische Bauprojekte in Asien oder Afrika versichern. Oder Schweizer Banken könnten bei der Mittelbeschaffung helfen. Doch wie stellen sie sicher, dass China nicht die Regeln vorgibt?
Die «Belt and Road Initiative» sei eine staatsgetriebene Initiative, darum erwartet Herrmann, dass auch die Schweizer Regierung eine unüblich aktive Rolle spielen müsse. «Das heisst zum Beispiel, die konkreten Kooperationen mitzugestalten und auch sicherzustellen, dass Schweizer Interessen durchgesetzt werden können», sagt der China-Experte.
Der wachsende Einfluss von China ist nicht mehr aufzuhalten. In dem Fall ist es besser mitzumachen als zuzuschauen. Aber die Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Regime ist ein Drahtseilakt. Da reicht es nicht, nur die Profite im Blick zu haben.