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International «Die Schwarzmeerflotte wird von Putin bloss vorgeschoben»

Russland rechtfertigt seine Aktionen auf der Krim damit, es müsse dort seine Bürger schützen. «Das ist nur ein Vorwand, mit dem Präsident Putin sein korrputes Regime legitimiert», sagt der in Kiew lehrende Politologe Andreas Umland.

SRF: Will Russland tatsächlich, dass sich die Krim anschliesst?

Zur Person

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Der Politologe Andreas Umland lehrt derzeit an der Universität Kiew. Er ist Doktor der Geschichte und Spezialist für russische Politik.

Andreas Umland: Russland wohl nicht unbedingt. Für Präsident Putin allerdings ist dies ein wichtiger Faktor. Er muss das korrupte Regime, das er in Russland hat, rechtfertigen. Das geschieht durch solche aussenpolitischen Abenteuer.

Es geht also vor allem um russische Innenpolitik und weniger um die Schwarzmeerflotte, die auf der Krim stationiert ist?

Es geht tatsächlich um die Innenpolitik und die Legitimationsgrundlage für Putins autoritäres Regime. Dieses ist ja auch ökonomisch nicht mehr so erfolgreich, wie das noch Anfang des letzten Jahrzehnts der Fall war. Die Schwarzmeerflotte ist eines der Probleme, die vorgeschoben werden. Ähnlich fragwürdig ist die von Moskau ins Spiel gebrachte Unterdrückung der ethnischen Russen oder rechtsextremeTendenzen in der Ukraine.

Die Ukraine würde einen Krieg gegen Russland verlieren.

Die Krim kam erst 1954 zur damaligen ukrainischen Sowjetrepublik. Würde die Ukraine die Krim trotzdem einfach so gehen lassen?

Krim stimmt ab

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Am 16. März sollen die Bewohner der Krim nach dem Willen des Regionalparlaments über eine Abspaltung von der Ukraine abstimmen. Falls sie sich dafür entscheiden, ist dies rechtlich kaum ein Problem. Der Völkerrechtler Michael Bohte verweist auf den Fall Kosovo. Entsprechend solle die EU den Willen der Krim ebenfalls akzeptieren, sagt er.

Sie müsste dies wohl geschehen lassen, weil sie keine Mittel dagegen hat. Die Ukraine hat zwar eine Armee und könnte einen Krieg gegen Russland führen. Doch sie will diesen Krieg nicht führen und würde einen solchen auch verlieren.

Würde die Ukraine von der EU und USA denn keine Unterstützung erhalten?

Militärisch mit Sicherheit nicht. Für die nächste Zeit wird vielmehr die Frage sein, inwieweit der Westen bereit ist, mit Sanktionen gegen diese Sezession und den Anschluss der Krim an die russische Föderation vorzugehen.

Können Sanktionen denn einen Anschluss der Krim an Russland noch verhindern?

Bis zum Referendum bleiben zehn Tage. Nur falls die EU ein Sanktionspaket schnürt, das in der russischen Elite tatsächlich Verunsicherung hervorruft, könnte die Abspaltung der Krim möglicherweise noch verhindert werden. Aber ich zweifle daran, dass die EU bereit und in der Lage dazu ist, so schnell zu reagieren.

Auch im Osten der Ukraine leben viele Russen. Ist auch dort der Anschluss an Russland ein Thema?

Das Thema wird dort von sogenannten Touristen aus Russland geschürt. Das sind bezahlte Aufwiegler, die über die offene Grenze aus Russland kommen. Sie heizen die teils vorhandenen separatistischen Tendenzen an. Trotzdem wird eine Abspaltung für das ukrainische Festland wohl kein Thema sein. Wahrscheinlich wird es im Osten der Ukraine weiterhin Unruhen geben – geschürt von Russland. Aber an eine Abspaltung glaube ich nicht.

Audio
«Eine Abspaltung der Ost-Ukraine kann ich mir nicht vorstellen»
aus SRF 4 News aktuell vom 07.03.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 43 Sekunden.

Wieso nicht?

Die politischen Kräfteverhältnisse und historischen Rechtfertigungen für eine Abspaltung sind im Osten der Ukraine anders. Die Krim ist tatsächlich ein Sonderfall, weil dort die ethnischen Russen mit 60 Prozent der Bevölkerung eine Mehrheit bilden. Das ist in der Ost-Ukraine nicht der Fall. Die Abspaltung dieses Gebietes wäre ein immenser Skandal – Russland würde noch viel stärker isoliert.

Die Krim dürfte sich also von der Ukraine abspalten und Russland zuwenden. Wird es im Gegenzug zu einer raschen Annäherung der restlichen Ukraine an Europa kommen?

Das ist wahrscheinlich. Es herrscht nun eine grosse Aufmerksamkeit des Westens und der EU für die Ukraine. Zudem gibt es in Kiew eine pro-europäische Regierung. Deswegen erwarte ich schnelle Fortschritte bei der europäischen Integration der Ukraine.

Das Interview führte Lukas Mäder.

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