Darum geht es: In fünf Monaten beginnen in Paris die Olympischen Sommerspiele. Sie dauern vom 26. Juli bis zum 11. August. Nun hat Staatspräsident Emmanuel Macron das olympische Dorf eingeweiht. Dort werden während der Spiele rund 14'000 Sportlerinnen und Sportler sowie Betreuerinnen und Betreuer untergebracht sein. Es ist ein Vorzeigeprojekt im Norden von Paris. Nach den Spielen entsteht daraus ein neues Quartier mit Wohnungen für rund 6000 Menschen und gleich vielen Arbeitsplätzen.
Hier entsteht das Dorf: Das Departement Seine-Saint-Denis im Norden von Paris, wo das olympische Dorf entsteht, hat als Aussenquartier der Metropole einen miserablen Ruf. Das Departement gehört zu den ärmsten Regionen in Frankreich. Seit den 1970er-Jahren hat Seine-Saint-Denis einen wirtschaftlichen und sozialen Niedergang erlebt, es gibt viele Industriebrachen, die seit Jahrzehnten ungenutzt sind. Gerade aber weil dort viel Platz zur Verfügung steht, werden die Sportanlagen für die Olympischen Spiele hier erstellt.
Längerfristige Investition: Die lokalen Behörden von Seine-Saint-Denis erhoffen sich von dem neuen Quartier wirtschaftlichen Schub für die Region. Mit ihm soll sich nach den Olympischen Spielen auch die Bevölkerungsstruktur im Departement verändern. Bei den dort derzeit bestehenden Wohnungen handelt es sich zur Hälfte um Sozialwohnungen. Im neuen Quartier wird das Wohnen sicher teurer, was neue soziale Schichten anziehen dürfte. «Die Behörden erhoffen sich eine Aufwertung der Stadt durch den Zuzug von Personen aus dem Mittelstand», erklärt SRF-Korrespondent Daniel Voll in Paris.
Kritische Stimmen: Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers befürchten, dass sich durch die von den Behörden angepeilten Veränderungen in Zukunft auch ihre Wohnungen verteuern könnten. Wovor sie sich fürchten, ist ein Verdrängungswettbewerb: Es könnte sein, dass schon bald ärmere Menschen aus dem Quartier wegziehen müssen, weil Mittelständler neu hinzuziehen, die sich ihrerseits die immer höheren Mieten in der Pariser Innenstadt nicht mehr leisten können.
Verbesserung des ÖV: Für die Olympischen Spiele im Sommer wird in Paris der öffentliche Verkehr ausgebaut. Unter anderem wird auch die Metrolinie 14 bis nach Seine-Saint-Denis verlängert. Dadurch ist der Stadtteil künftig direkt mit dem Gare de Lyon und dem Flughafen Orly verbunden. Aber auch abseits von Olympia wird das ÖV-Netz in Paris verbessert: Bis 2030 soll der sogenannte Grand Paris Express in Betrieb gehen. Dazu wird neben der Linie 14 auch die Linie 11 verlängert, zudem werden vier neue Metrostrecken in Betrieb gehen. Alle sollen dereinst führerlos funktionieren.