Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befindet sich auf dem Rückzug. Irakische Truppen haben mit Hilfe der Peschmerga und schiitischer Milizen den Osten der Stadt Mossul zu Beginn dieses Jahres eingenommen.
Auf der anderen Seite des Tigris, in West-Mossul, ist die Situation aber prekär. Die dicht gebaute Altstadt mit ihren schmalen Gassen erschwert einen Vorstoss. Die engen Häuserzeilen sind gespickt mit Sprengfallen und Scharfschützen lauern hinter jedem Haus.
Glück haben im Krieg
Einer, der mit aller Entschlossenheit gegen den IS kämpft, ist Ahmad. Als Kommissar der irakischen Armee überwacht er die militärischen Operationen. Jana Andert, Journalistin aus Tschechien, folgt für die «Rundschau» Ahmad beim Vorstoss im Westen Mossuls.
Immer wieder peitschen Schüsse und schlagen Mörsergranaten ein. Die irakischen Truppen erkämpfen weniger als 50 Meter Gelände pro Tag. Sobald die Soldaten ihre Deckung verlassen, rennen sie um ihr Leben. Ein Hauseingang bietet etwas Schutz. «Wir haben heute Glück, viel Glück» sagt Ahmad: «Ich frage nicht, was mit jenen passiert, die das Glück nicht auf ihrer Seite haben.»
Der Nahkampf mit dem IS
Nur wenige Momente später: eine Explosion. Chaos bricht aus, alle rennen kopflos herum. Eine Rauchsäule steigt auf.
Ahmad begibt sich zum Ort des Angriffs. Er verschafft sich einen Überblick und hilft verletzten Kameraden. Kurze Zeit später kehrt er aufgelöst zurück: «Ein Selbstmordanschlag. Sie haben uns mit einer Autobombe erwischt.»
Trotzdem ist Ahmad froh, dass er gegen den IS kämpfen kann. Er versteht seinen Einsatz als Dienst an seinem Land. «Ich will kämpfen, und ich will auch, dass es nicht zu einfach ist, diese Terroristen zu töten.» Ahmad sucht ganz bewusst die direkte Konfrontation, den Nahkampf im Krieg gegen den IS.
Fatima und der Krieg
Nur abseits der Front und der direkten Konfrontation gibt es kurze Momente des Vergessens. Die Soldaten spielen Fussball und machen Witze. Ahmad liegt auf dem Feldbett – aus seinem Smartphone erklingt Musik.
«Das ist der Unterschied zwischen dem IS und uns. Wir kämpfen für die Menschlichkeit. Wir kämpfen für den Frieden. Nicht, um zu zerstören. Natürlich hören wir Musik. Wir versuchen, Liebe zu finden.»
Ahmad ist Vater einer 7-jährigen Tochter. «Ich liebe Fatima. Sie ist der einzige Grund, wieso ich hier kämpfe. Sie ist der Grund, dass ich atme. Sie ist das Schönste, was ich in meinem Leben erreicht habe.»