In Rom ist das neue italienische Kabinett aus Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten vorgestellt worden. Der Chef der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung Luigi di Maio wird neuer italienischer Aussenminister. Dies teilte der designierte Ministerpräsident Giuseppe Conte nach einem Treffen mit Staatspräsident Sergio Mattarella mit.
Das neue Kabinett soll am Donnerstag um 10 Uhr vereidigt werden. Anschliessend muss es sich dem Votum beider Parlamentskammern stellen.
So sieht die neue Regierung nach der Vereidigung aus:
Giuseppe Conte, Ministerpräsident: Als der Juraprofessor im Juni 2018 erstmals das Amt des italienischen Ministerpräsidenten übernahm, war er den meisten seiner Landsleute völlig unbekannt. Der parteilose Politikneuling galt als Kompromisskandidat, auf den sich die Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Lega geeinigt hatten.
Eine Zeit lang galt er als Marionette von Lega-Chef Matteo Salvini und Sterne-Chef Luigi di Maio, zuletzt gewann er aber an Profil. Beim kürzlichen G7-Treffen in Biarritz machte der 55-Jährige auch auf internationaler Bühne «bella figura», US-Präsident Donald Trump lobte ihn als «hoch angesehen» und «sehr talentiert». Nun führt er zum zweiten Mal eine Regierung an.
Luigi di Maio, Aussenminister: Dass der 33-jährige Chef der Fünf-Sterne-Bewegung ausgerechnet Aussenminister wird, hat viele in Italien überrascht. Dem Studienabbrecher fehlt die internationale Erfahrung, er kann kein Englisch, und über die Grammatikfehler in seiner italienischen Muttersprache spottet die Presse.
Im ersten Kabinett Contes war er seit Juni 2018 Vizepremier sowie Industrie- und Arbeitsminister. Als Vorsitzender der stärksten Partei im Parlament kommt ihm in der neuen Koalition eine Schlüsselrolle zu.
Luciana Lamorgese, Innenministerin: Die italienische Spitzenbeamtin, die nächste Woche 66 Jahre alt wird, übernimmt das Innenministerium vom kontroversen Lega-Chef Matteo Salvini, der in seiner kurzen Amtszeit mit einem strikten Anti-Migrationskurs auf Wählerfang ging.
Sie muss das Haus nun neu organisieren und das angekratzte Verhältnis zur EU verbessern. Im «Viminale», wie das Ministerium nach einem der sieben römischen Hügel genannt wird, war sie zwischen 2013 und 2017 Kabinettschefin unter mehreren Ministern. Sie gilt als «Technokratin», also ein ausserhalb des Parteiengeflechts stehendes Regierungsmitglied.
Roberto Gualtieri, Wirtschaftsminister: Auf ihn dürften sich vor allem die Blicke der internationalen Märkte richten, nachdem die Vorgängerregierung es immer wieder auf einen Konflikt mit Brüssel in der Haushaltspolitik angelegt hatte.
Der neue Wirtschaftsminister Gualtieri, ein 53-jähriger PD-Politiker, sass seit 2009 im EU-Parlament und leitete seit 2014 den Ausschuss für Wirtschaft und Währung. Er war auch einer der Chef-Unterhändler des Parlaments für den Brexit.