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Österreich und das russische Gas
Aus Echo der Zeit vom 16.07.2024. Bild: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration
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Dilemma Gasimport Österreich trennt sich nur schwer vom russischen Gas

Österreich bezieht noch immer das meiste Gas aus Russland. Das ist umstritten. Die Ukraine will den Gashahn zudrehen.

Das Gas-Dilemma: Wie andere europäische Länder auch hat Österreich für seine Versorgung stark auf Pipeline-Gas aus Russland gesetzt. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben sich viele Länder umorientiert und setzen stattdessen auf Flüssiggas LNG, etwa aus den USA, Katar oder Australien. Unser Nachbar Österreich allerdings bezieht nach wie vor rund 90 Prozent des Gasbedarfs aus Russland.

Grosses Angebot an LNG

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Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war die Befürchtung gross, Gas für Industrie und Haushalte könnte knapp werden. Entsprechend explodierten die Preise. Mittlerweile hat sich der Markt grundlegend verändert, bestätigt Sophie Corbeau, Energiespezialistin an der Science Po in Paris und der Columbia University in New York: «Heute gibt es auf dem Weltmarkt rund 550 Milliarden Kubikmeter LNG. Bis 2028 dürften weitere 280 Milliarden Kubikmeter hinzukommen. Das ist richtig viel Gas.» Und das werde auch den Preis beeinflussen.

Der Liefervertrag: Die OMV ist einer der grössten Energiekonzerne Österreichs, an welchem auch der Staat beteiligt ist. 2018 hat die OMV den Gas-Liefervertrag mit der russischen Gazprom bis 2040 verlängert. Da Gas offiziell nicht sanktioniert ist, sieht OMV auch keine Veranlassung, den Abnahmevertrag nicht zu erfüllen und bezieht weiterhin das günstige russische Gas. Als dies Ende 2023 publik wurde, sorgten die anhaltenden Gas-Käufe Österreichs europaweit für Kritik. Russlands Kriegskasse sollte schliesslich nicht mit Gas-Geld weiter gefüllt werden. Der Staat hätte entsprechend intervenieren müssen. Dieser habe aber die Vertragsdetails angeblich nicht gekannt.

Metallerner Gasdeckel in Pflastersteinen.
Legende: Russisches Gas läuft unter Wiens Strassen: Eine Kommission prüft aktuell, wie ein Ausstieg aus dem Gas-Liefervertrag gelingen könnte. IMAGO / Zoonar

Nur noch eine Pipeline von Russland in den Westen: Von den grossen Gaspipelines von Russland nach Europa sind bis auf eine faktisch alle versiegt. Nord Stream 1 wurde sabotiert, Nord Stream 2 ist offiziell nicht in Betrieb, die Yamal-Leitung transportiert mittlerweile Gas von Westen in den Osten. In Mitteleuropa geblieben ist einzig die Pipeline Soyuz/Brotherhood durch die Ukraine. Der Transitvertrag zwischen Gazprom und der Ukraine läuft jedoch Ende 2024 aus. «Der Vertrag dürfte wohl kaum verlängert werden», sagt Wolfgang Urbantschitsch. Er ist Chef von E-Control, der österreichischen Regulierungsbehörde für Strom und Gas. Darauf hin deuten Aussagen der österreichischen Politik.

Wie weiter in Österreich? Wolfgang Urbantschitsch nennt verschiedene Optionen. Die OMV könnte neue Abnahmeverträge aushandeln mit Russland. «Das ist aber mit einem grossen Risiko behaftet, wenn man das Gas an der russischen Grenze quasi in Empfang nimmt.» Entsprechend glaubt er nicht, dass ein solches Szenario realistisch ist. Auch diskutiert wird, ob Aserbeidschan neuer Gaslieferant via die Ukraine werden könnte. Allerdings ist nicht klar, ob so nicht über Umwege auch russisches Gas durch die Ukraine fliesst. Kann Russland allerdings die Gaslieferungen nicht zusichern, könnte die OMV sich aus dem langjährigen und teuren Vertrag mit der Gazprom zurückziehen oder ihn anfechten.

Neue Gasunabhängigkeitskommission

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Österreich prüft auf Dringen von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) einen Ausstieg aus dem langfristigen Gasliefervertrag mit Russland. Das Klimaschutzministerium setzt dafür eine Kommission ein, wie Anfang Juli verkündet wurde. Einzelne Mitglieder erhalten Einblick in den Liefervertrag. Bis im Herbst 2024 will die Kommission erste Ergebnisse vorlegen.

Gas-Alternativen: Trotz dieser Unsicherheiten hat Österreich seine Gasversorgung abgesichert, erklärt E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch. «Die OMV kann Gas aus Norwegen nach Österreich bringen. Auch kann LNG per Schiff nach Europa gebracht und hier ins Gasnetz eingespeist werden.» Allerdings dürfte das Gas wegen dieser Umwege und Transitgebühren künftig etwas teurer sein. Er rechnet mit Aufschlägen von 5 bis 10 Prozent. Gleichzeitig will auch Österreich sein Angebot an erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren ausbauen.

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Echo der Zeit, 16.07.2024, 18:00 Uhr

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