- Knapp vier Jahre nach dem Tod von 71 Flüchtlingen in einem Kühllaster hat ein ungarisches Berufungsgericht die vier Haupttäter zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.
- Der zuständige Richter in Szeged befand in letzter Instanz den Kopf der Schleuserbande, einen Afghanen, und seine drei bulgarischen Komplizen des Totschlags für schuldig.
- Für drei Verurteilte schloss das Gericht eine Haftentlassung aus. Der Vierte muss mindestens 30 Jahre absitzen.
Das aus Ungarn kommende Fahrzeug war im August 2015 auf einem Autobahn-Parkplatz in Österreich entdeckt worden. Die Migranten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, unter ihnen auch vier Kinder, waren in dem Wagen erstickt.
Der Fahrer hatte nach Erkenntnissen der Justiz zwar die Hilfeschreie und das Klopfen der Flüchtlinge bemerkt. Er hatte aber auf Anweisung seines Chefs nicht angehalten, um die Tür des Lkw zu öffnen und Luft in den Laderaum zu lassen. Später stellte er den Lkw auf dem Parkplatz ab und floh.
In dem Fahrzeug wurden die verwesten Leichen der 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder entdeckt.
Erste Instanz war milder
Im Juni 2018 hatte ein Gericht im ungarischen Kecskemet die vier Schleuser wegen Totschlags und Menschenschmuggels zu jeweils 25 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil blieb damals unter dem Antrag der Anklage, die lebenslange Haft für alle vier Angeklagten gefordert hatte.
Das Gericht in Kecskemet war zuständig für den Fall, weil dort der Kühllaster gemietet worden war, der die Migranten von der serbisch-ungarischen Grenze über Österreich nach Deutschland bringen sollte. Die Staatsanwaltschaft war gegen das Urteil in Berufung gegangen. Auch die Verteidigung hatte Rechtsmittel eingelegt und eine mildere Strafe verlangt.