Am Wochenende hat es in Senegal und Kenia zwei schwere Busunfälle mit Dutzenden Toten und Verletzten gegeben. In Senegal soll ein geplatzter Reifen zur Frontalkollision zweier Busse geführt haben. 40 Menschen starben.
In Kenia kamen 21 Personen ums Leben. Der Fahrer des Busses soll wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Strasse abgekommen sein. Unbestätigten Angaben zufolge soll der Chauffeur betrunken gewesen sein.
So viele Opfer an einem einzelnen Wochenende sind zwar ungewöhnlich. Doch auf dem afrikanischen Kontinent kommt es oft zu Verkehrsunfällen mit tödlichen Folgen. Im Vergleich zu Europa sind es fast dreimal so viele. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Lage gerade in den ärmsten Ländern des Kontinents dramatisch.
Samuel Burri, Afrika-Korrespondent von SRF, lebt in Kenias Hauptstadt Nairobi und bereist den Kontinent seit vielen Jahren. Er nennt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass es in afrikanischen Ländern derart viele Verkehrsopfer gibt: «Die Fahrzeuge sind oft marode, die Strassen löchrig und die Chauffeure rasen.»
Senegals Präsident Macky Sall kündigte als Reaktion auf die verheerende Buskollision Massnahmen an, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Das wäre aus Burris Sicht auch bitternötig. Transportunternehmer im Land fordern, die Ausbildung der Fahrer müsse verbessert werden. Diese wiederum bemängeln den schlechten Zustand der Strassen. «Staat und Transporteure schieben sich zudem den Schwarzen Peter zu», so Burri.
Grassierende Korruption
Gegenseitige Schuldzuweisungen kennt der SRF-Korrespondent auch aus Kenia: Sobald der Staat neue Massnahmen im Strassenverkehr ankündigt, ist der Aufschrei der Busunternehmer jeweils gross. Es kommt zu Streiks und am Schluss bleibt häufig alles beim Alten.
Der zentrale Grund, warum die prekäre Lage auf Afrikas Strassen nicht nachhaltig verbessert werden kann, ist aber ein anderer: die Korruption. «In Kenia etwa kann sich jeder Busfahrer bei einer Polizeikontrolle mit einer Banknote freikaufen. Ein Franken Schmiergeld reicht und das Fahrzeug wird nicht kontrolliert.»
Korruption tötet. Der Strassenverkehr ist ein gutes Beispiel dafür.
Ein Team der britischen BBC machte vor einem Jahr in Kenia den Selbsttest: Es versuchte, einen schrottreifen Minibus durch die Fahrzeugkontrolle zu bringen. Mit Erfolg: «Sie pimpten ihn mit etwas Farbe auf und bekamen den Minibus dank Verbindungen durch die Prüfung», erinnert sich Burri.
Im Strassenverkehr seien abwrackreife Autos allgegenwärtig. «Daran sieht man, dass Korruption tötet. Der Strassenverkehr ist ein gutes Beispiel dafür», so das traurige Resümee.
Sollte, wer an seinem Leben hängt, erst gar nicht in Busse einsteigen? Einfacher gesagt als getan. Denn für viele Menschen sind die günstigen Verkehrsmittel die einzige Möglichkeit, von A nach B zu kommen. Gerade auf längeren Strecken. «Die Menschen haben keine andere Wahl», sagt Burri. Doch auch in den Städten lebt es sich gefährlich. «Motorradtaxis fahren oft quer über Kreuzungen – auch bei Rotlicht und sogar, wenn ein Polizist daneben steht.»
Burri selbst versucht, wenn möglich, diese Verkehrsmittel zu meiden. «Als ich noch öfter Langstreckenbusse benutzt habe, fuhr immer auch die Angst mit.» Einmal sass Burri in Burkina Faso in einem Bus, der plötzlich eine Kuhherde gerammt hat. «Den Menschen ist glücklicherweise nichts passiert, den Kühen allerdings schon.»