- Der ehemalige Finanzchef des Vatikans, Kardinal George Pell, ist wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
- Dies teilte das zuständige Gericht im australischen Melbourne mit.
- Damit blieb der Vorsitzende Richter Peter Kidd deutlich unter der möglichen Höchststrafe von 50 Jahren.
Bis zu 50 Jahre Gefängnis hatten dem 77-Jährigen gedroht – sechs Jahre sind es schliesslich geworden. Trotzdem reagierten vor dem Gericht in Melbourne Überlebende des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche sowie Angehörige von Opfern erleichtert. Weltweit sei nun ein Signal gesetzt worden, dass Kinder wichtig seien, meinte ein Mann.
Geschworene hatten Pell schon im Dezember für schuldig befunden, sich 1996 – damals als Erzbischof von Melbourne – im Abschluss an eine Messe an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Der Richter meinte, Pells Verhalten sei «von atemberaubender Arroganz durchtränkt gewesen».
Er nahm bei der Strafzumessung aber das Alter, die Gesundheit und den sonst guten Leumund Pells in Betracht.
Enger Berater des Papstes
Der Kardinal muss mindestens drei Jahre und acht Monate absitzen, bevor er Bewährung beantragen kann. Pell hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Pell ist der ehemalige Finanzchef des Vatikans. Er gehörte zu den engsten Beratern des Papstes und ist der bislang ranghöchste katholische Geistliche, der wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden ist.