Eigentore an der EM 2024: Am Donnerstag gab es schon wieder ein Eigengoal an der Europameisterschaft. Der Italiener Riccardo Calafiori hat den Ball ins eigene Tor gelenkt und damit das Spiel entschieden – Spanien gewinnt mit 1:0. Den Tag zuvor hat der Schweizer Fabian Schär den Ball ins eigene Netz bugsiert – das Spiel Schweiz gegen Schottland endete 1:1. Noch läuft die Gruppenphase am Turnier, und doch hat es an dieser EM bereits fünf Eigentore gegeben.
Häufigkeit der Eigentore: Fünf Eigentore in der Gruppenphase sind aussergewöhnlich viel, sagt SRF-Fussballexpertin Kathrin Lehmann. Damit ist man in der Statistik der Europameisterschaften auf Platz zwei. 2016 wurden in Frankreich drei Eigentore geschossen. Die meisten Eigentore gab es an der länderübergreifenden EM 2021 mit elf Treffern ins eigene Tor.
Ursachen für Eigentore: In einigen Situationen provozieren die Angreifer die Eigentore bewusst. Fussballexpertin Lehmann nennt Freistösse, die zum Tor hingezogen werden, als Beispiel: «Sie sind gefährlich, auch ohne, dass jemand den Ball berührt. Häufig sind es flache, scharfe Hereingaben, bei denen sowohl Verteidiger als auch Angreifer Richtung Tor rennen. Und wer auch immer ihn berührt, wird den Ball wahrscheinlich Richtung Tor bugsieren.» Die verteidigende Mannschaft würde aber nie bewusst ein Eigengoal in Kauf nehmen wollen.
Klassifizierung eines Eigentors: Kathrin Lehmann fasst zusammen: «Ein Eigentor liegt dann vor, wenn ein Spieler oder eine Spielerin den Ball ins eigene Tor lenkt, ohne dass ein gegnerischer Torschuss vorlag. Sprich nach einem Pass, einer Flanke oder einem Einwurf, der sonst nicht ins Tor gehen würde.» Fakt ist daher: Ein Torhüter kann nie ein Eigentor schiessen – «es sei denn, er nimmt den Ball ganz bewusst und wirft ihn ins Tor.»
Kein Eigentor von Schär: Schärs Treffer ins eigene Netz gilt entsprechend nicht als Eigentor, denn: «Der Schotte Scott McTominay schoss ganz gezielt aufs Tor. Es war ein gewollter Torschuss. Fabian Schär wollte diesen Schuss mit seinem Körper abwehren. Bei der versuchten Torschussabwehraktion lenkte er den Ball, der ohnehin aufs Tor geflogen ist, ins Tor. Darum ist es kein Eigentor», erklärt Lehmann. Der Treffer wurde von der Uefa dem Schotten zugesprochen.
Reaktionen im Team: Eigentore sind für den Spieler und die ganze Mannschaft emotional. Kathrin Lehmann war selbst Torhüterin und hat einige Eigengoals erlebt. «Man möchte auf jemanden wütend sein. Aber es ist dein eigener Mitspieler oder deine eigene Mitspielerin. Und er oder sie tut dir auch leid. Man kann diese Menschen nicht in den Senkel stellen, wenn man doch weiss, dieser Mensch würde am liebsten in den Boden versinken.» Oft wird der betroffene Spieler aufgemuntert und unterstützt, «und meistens gibt es dann einen Ruck in der Mannschaft: ‹Das bügeln wir gemeinsam wieder aus.›»