- Libanon ist erneut von einer schweren Detonation erschüttert worden.
- Ein Jahr nach der verheerenden Explosion von Beirut kamen im Norden des Landes mindestens 28 Menschen bei der Explosion eines Treibstofftanks ums Leben.
- Mindestens 79 weitere Personen wurden verletzt.
Gesundheitsminister Hamad Hassan erklärte, die Verletzten mit den schwersten Verbrennungen müssten wahrscheinlich im Ausland behandelt werden, um ihr Leben zu retten. Dies, weil es im Land an der benötigten Ausrüstung zur Behandlung fehle.
Augenzeugen zufolge befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion etwa 200 Menschen in der Nähe. Unter den Opfern sollen auch Angehörige der Sicherheitskräfte sein.
Über die Ursache der Explosion gab es unterschiedliche Angaben. In Sicherheitskreisen hiess es, dass es bei dem Ansturm von Menschen zu Streitigkeiten zwischen einigen gekommen sei. Dabei seien Schüsse gefallen, die den Benzintank getroffen hätten. Der lokale Fernsehsender Al-Jadeed berichtete dagegen unter Berufung auf Augenzeugen, dass eine Person, die ein Feuerzeug entzündete, die Explosion ausgelöst habe.
Erinnerungen an die Katastrophe von Beirut
Präsident Michel Aoun erklärte, diese neue Tragödie lasse die Herzen aller Libanesen bluten. Viele Libanesen reagierten wütend auf die Explosion, für die sie das Versagen der Politik und des Staates verantwortlich machen.
Vor gut einem Jahr waren bei einer gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut mehr als 190 Menschen getötet und rund 6000 verletzt worden. Die Hinterbliebenen sprechen sogar von 218 Todesopfern. Grosse Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden zerstört. Die Detonation soll durch grosse Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ungesichert im Hafen gelagert wurden. Die genauen Umstände sind noch immer unklar.
Erneute Hiobsbotschaft für ein gebeuteltes Land
Die neue Explosion reiht sich in eine Reihe von Hiobsbotschaften ein, die das Land immer wieder treffen. Der Libanon leidet seit fast zwei Jahren unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Die Regierung ist kaum noch handlungsfähig, grosse Teile der Bevölkerung sind in Armut abgerutscht. Die Inflation liegt bei rund 120 Prozent. Die libanesische Lira hat mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.
Die Krise hat zu einem massiven Versorgungsmangel geführt, der sich in den vergangenen Tagen weiter verschärfte. So fehlt es an Treibstoff für Stromproduktion und Verkehr. Am Samstag bildeten sich vor geschlossenen Tankstellen im ganzen Land lange Schlangen frustrierter Autofahrer, die vergeblich darauf warteten, tanken zu können. Seit Wochen müssen die Menschen im Land täglich über Stunden ohne Strom auskommen.