- Jedes Jahr werden neben den Nobelpreisen auch die sogenannten «Alternativen Nobelpreise» vergeben.
- Ausgezeichnet werden in diesem Jahr vier Personen, die sich für «eine bessere Welt» einsetzen.
- Zum ersten Mal in der Geschichte der Alternativen Nobelpreise werden Menschenrechtskämpfer aus dem Iran und Belarus geehrt.
Der Preis geht einerseits an die iranische Rechtsanwältin Nasrin Sotudeh. Sie habe sich furchtlos für politische Gefangene und Oppositionelle eingesetzt und stehe für die Förderung der Menschenrechte im Iran, schreibt die Right-Livelihood-Stiftung, die den Preis vergibt. Zurzeit sitzt die Rechtsanwältin in Iran im Gefängnis.
Weiter wird der belarussische Demokratie-Aktivist Ales Beljazki und das von ihm gegründete Menschenrechtszentrum Wesna ausgezeichnet. Sie werden «für ihren entschlossenen Kampf für die Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten in Belarus» geehrt – ein Thema, das angesichts der anhaltenden Proteste gegen den umstrittenen Machthaber Alexander Lukaschenko kaum aktueller sein könnte.
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Bild 1 von 4. Nasrin Sotudeh: Zuletzt kämpfte sie vor Gericht unter anderem für Frauen, die aus Protest gegen die iranische Gesetzeslage in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher abgenommen hatten. Ausserdem kämpft sie gegen die Todesstrafe im Iran. Die 57-Jährige war mehrmals im Gefängnis. Dort sitzt sie auch heute. Bildquelle: Keystone/Archiv.
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Bild 2 von 4. Ales Beljazki: Der 58-Jährige hat sich schon viele Jahre für die Demokratie und Freiheit in seinem Land eingesetzt, lange bevor die dortige Situation in diesem Sommer international in die Schlagzeilen geraten ist. Auch Verhaftungen und mehrere Jahre im Gefängnis hielten ihn nicht davon ab, weiter für seine Ideale einzustehen. Bildquelle: Keystone/Archiv.
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Bild 3 von 4. Bryan Stevenson: Der 60-Jährige zählt zu den führenden Bürgerrechtsanwälten seines Landes, oberstes Ziel seines Schaffens ist seit langem die Reform der US-Strafjustiz. Der in Harvard ausgebildete Jurist will eines Tages sehen, dass alle US-Bürger unabhängig von der Hautfarbe die gleichen Rechte geniessen. Bildquelle: Keystone/Archiv.
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Bild 4 von 4. Lottie Cunningham Wren: Die 61 Jahre alte Rechtsanwältin gehört selbst dem indigenen Volk der Miskito an. Vor diesem Hintergrund kämpft Cunningham trotz regelmässiger Einschüchterungsversuche dafür, dass Indigene in Nicaragua ihr Land und die damit verbundenen Ressourcen behalten dürfen und besser vor Ausbeutung geschützt sind. Bildquelle: Right Livelihood Foundation.
Geehrt werden zudem Lottie Cunningham Wren, die sich in Nicaragua für den Schutz der Indigenen einsetzt, sowie der US-Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson.
Auch mit der Auszeichnung des US-Amerikaners Stevenson lenkt die Right-Livelihood-Stiftung die Aufmerksamkeit auf ein brandaktuelles gesellschaftliches Thema, nämlich die Rassismusdebatte in den USA. Der Bürgerrechtsanwalt strebe nach der Reform der US-Strafjustiz und der Versöhnung der Menschen «im Angesicht des historischen Traumas des Rassismus», hiess es vonseiten der Stiftung.
Die Nicaraguanerin Cunningham schliesslich setze sich auf unermüdliche Weise für den Schutz des Landes der indigenen Bevölkerung und der Ureinwohner vor Ausbeutung und Plünderung sowie damit auch für den Umweltschutz ein.
Abseits der Weltöffentlichkeit
Damit bleibt die Vergabejury ihrer Linie treu und zeichnet vier Persönlichkeiten aus, die international nicht ganz so sehr im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen.
Das hatte die Jury in der Vergangenheit immer wieder getan, auch wenn gelegentlich auch prominentere Namen unter den Preisträgern aufgetaucht waren – im Vorjahr etwa der von Greta Thunberg. Zusammen mit der schwedischen Klimaaktivistin waren 2019 die Menschenrechtskämpferin Aminatu Haidar aus der Westsahara, die chinesische Frauenrechtlerin Guo Jianmei sowie der brasilianische Ureinwohner Davi Kopenawa und seine indigene Vereinigung Hutukara Yanomami ausgezeichnet worden.
Preis wird seit 1980 vergeben
Der seit 1980 verliehene Preis heisst offiziell Right Livelihood Award, gemeinhin wird er aber als Alternativer Nobelpreis bezeichnet. Die Auszeichnung steht in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen, deren Preisträger ab Montag in Stockholm und Oslo bekannt gegeben werden.
Sotudeh, Stevenson, Cunningham sowie Beljazki und Wesna sollen nach Angaben der Stiftung am 3. Dezember im Rahmen einer Preisverleihung gewürdigt werden, die diesmal wegen der Corona-Pandemie virtuell stattfinden soll. Jeder Preisträger erhält eine Million schwedische Kronen (rund 95'000 Euro), die für seine Arbeit bestimmt sind.