Seit drei Jahren tobt der Krieg im Jemen. Seit die Huthi-Rebellen den Westen des Landes besetzt haben und die Regierung aus der Hauptstadt Sàna geflohen ist.
Die schiitischen Huthi-Rebellen werden vom Iran unterstützt. Gegen sie kämpft die jemenitische Regierung gemeinsam mit Saudi-Arabien und weiteren Ländern. Von dem Konflikt immer stärker betroffen ist auch die wichtige Hafenstadt Hudaida.
Seit rund einer Woche führt die Koalition, angeführt von Saudi-Arabien, Luftschläge auf Ziele um und in Hudaida aus. Am Donnerstag hat zudem eine Bodenoffensive von regierungstreuen Soldaten begonnen, um die Stadt einzukesseln.
Humanitäre Hilfe kommt über den Hafen
Mindestens 200 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, sind seit Beginn der neuen Offensive ums Leben gekommen. Die Hafenstadt ist die Lebensader des kriegsversehrten Landes. Der grösste Teil der humanitären Hilfe sowie der importierten Lebensmittel kommt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation über diesen Hafen ins Land. Bereits jetzt ist über ein Drittel der jemenitischen Bevölkerung von Lebensmittelhilfe abhängig.
Wie drastisch die Lage in der Stadt ist, schildert die Sprecherin des IKRK im Jemen, Mirella Hodeib: «In Hudaida ist die Gewalt in den letzten Tagen dramatisch eskaliert. Unsere Teams sprechen von ununterbrochenen und ohrenbetäubenden Zusammenstössen und Explosionen.» Die Stadt sei praktisch ausgestorben. Das IKRK sei äusserst besorgt um die Sicherheit von Zivilisten, aber auch von zivilen Strukturen.
Bedroht ist auch das grösste und wichtigste Spital der Stadt. Die Kämpfe toben nur wenige Meter von hier entfernt. Aber nicht nur die medizinische Versorgung ist bedroht.
«Die Situation könnte sich noch weiter verschlimmern, wenn die Infrastruktur im Hafen von Hudaida zerstört wird», warnt Hodeib. Die Ankunft von lebenswichtigen Gütern und humanitärer Hilfe in ganz Jemen werde damit behindert. «Dies dürfte die ohnehin schon katastrophale humanitäre Situation noch weiter verschärfen.»
Wahl zwischen Essen und Medizin
Das Leid in ganz Jemen ist gross. Bereits heute sind achtzig Prozent der gesamten Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. «Die Jemeniten sind mit Krieg, Hunger und Krankheiten konfrontiert. Sie sind verschuldet, verwundbar. Millionen von Menschen leben von nur einer Mahlzeit pro Tag», sagt Hodeib.
Und jeden Tag müssten Familien die schwierige Wahl zwischen Essen oder Medizin treffen. Das IKRK und andere Hilfsorganisationen weltweit fordern die Konfliktparteien dazu auf, alles zu tun um die Zivilbevölkerung besser zu schützen.