- Die EU wäre in der Lage, einen teilweisen Unterbruch der Gaslieferungen aus Russland zu verkraften. Das sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor der Presse in Strassburg.
- Ein vollständiger Lieferstopp würde allerdings weitere Massnahmen erfordern.
- Man habe daher mit wichtigen Flüssiggas-Exporteuren Gespräche über eine Aufstockung der Lieferungen geführt.
Die EU hat nach Angaben der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen umfangreiche Vorkehrungen für den Fall eines Stopps russischer Gaslieferungen getroffen.
Um das Risiko von Engpässen abzuschwächen, habe die EU-Kommission in den vergangenen Monaten mit wichtigen Flüssiggas-Exporteuren gesprochen, etwa den Vereinigten Staaten, Katar und Ägypten, sagte von der Leyen unter anderem der Deutschen Presse-Agentur.
Gespräche mit Importeuren
Ausserdem habe man mit wichtigen Flüssiggas-Importeuren wie Japan und Südkorea ausgehandelt, dass diese der EU eigene Bestellungen zur Verfügung stellten. So könnten beispielsweise Schiffe mit Flüssiggas aus Katar statt nach Japan nach Europa geschickt werden.
Rund zehn Billionen Kubikmeter Flüssiggas habe die EU im Januar dank dieser Bemühungen importiert – eine Rekordmenge laut von der Leyen. Förderlich sei in der aktuellen Lage ausserdem, dass die EU seit der russischen Krim-Annexion 2014 ihr Leitungsnetz ausgebaut und die Kapazitäten der Flüssiggas-Terminals aufgestockt habe.
Unsere Modelle zeigen, dass wir bei einer gedrosselten Versorgung oder weiter sinkenden Gaslieferungen durch Gazprom eher auf der sicheren Seite sind.
«Unsere Modelle zeigen jetzt, dass wir bei einer gedrosselten Versorgung oder weiter sinkenden Gaslieferungen durch (den russischen Gaskonzern) Gazprom eher auf der sicheren Seite sind», so von der Leyen. Bei einem totalen Lieferstopp müssten aber noch Notfallmassnahmen ergriffen werden.
Grosse Abhängigkeit
Die EU hängt in hohem Masse von russischen Gaslieferungen ab. Sie importiert rund 90 Prozent ihres Erdgases. 40 Prozent der Importe stammen von Gazprom. Ein russischer Lieferstopp könnte den Staatenverbund daher empfindlich treffen.
Russlands militärischer Aufmarsch an der Grenze zur Ukraine unterstreiche, dass Europa die Abhängigkeit von russischem Gas verringern müsse, so von der Leyen. Allerdings sei der Frühling auch nicht mehr fern. Dann werde mit steigenden Temperaturen der Energiebedarf fürs Heizen sinken und die Lage werde sich entspannen.
Für den Fall einer militärischen Aggression Russlands in der Ukraine drohte sie erneut mit schneller Vergeltung in Form von Sanktionen. «Wir haben hart gearbeitet, um mit unseren Partnern innerhalb weniger Tage eine gemeinsame Antwort geben zu können», sagte von der Leyen.