Die Exponor im Norden Chiles ist eine der grössten Messen der Minenindustrie weltweit. Die halbe Welt trifft sich in der 390'000-Seelen-Stadt Antofagasta, gelegen mitten im Nirgendwo, eingeklemmt zwischen Pazifik und Atacamawüste.
Botschafter und Geschäftsleute aus Australien, Brasilien, China, den USA, Kanada und Costa Rica sind dieses Jahr an der Exponor dabei. Aus der Schweiz ist Staatssekretärin Helene Budliger angereist. Sie leitet das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco: «Antofagasta ist ein sehr ressourcenreiches Stück Land. Die Zukunft wird sich hier entscheiden: Wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen wollen, dann brauchen wir Chile, aufgrund der strategisch wichtigen Kupfer- und Lithium-Vorkommen.»
-
Bild 1 von 2Legende: Die Schweizer Staatssekretärin Helene Budliger (Mitte links) und der Schweizer Botschafter in Chile Markus Dutly (links) zusammen mit Vertretern von Schweizer Firmen und Hochschulen an der Exponor in Chile. Teresa Delgado / SRF
-
Bild 2 von 2Legende: Die Schweiz war an der diesjährigen Exponor mit einem eigenen Pavillon vertreten. Teresa Delgado / SRF
Doch die meisten Minen haben einen hohen Wasserverbrauch. «Das ist natürlich problematisch in einem Gebiet wie diesem hier», sagt Helene Budliger. Umso wichtiger sei es, technologisch auf dem neuesten Stand zu sein. «Und da hat die Schweiz etwas zu bieten.»
Schweizer Minenunternehmen setzt auf Elektrofahrzeuge
Auch das wohl bekannteste Schweizer Minenunternehmen ist in der Region präsent: Rund eineinhalb Autostunden von Antofagasta entfernt liegt Lomas Bayas – eine Kupfermine. Sie gehört dem Mineralien- und Rohstoff-Händler Glencore mit Hauptsitz im Kanton Zug. Glencore steht immer wieder in den Schlagzeilen wegen mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung.
-
Bild 1 von 3Legende: Die Glencore-Mine Lomas Bayas setzt in Chile auf selbstfahrende Elektrolastwagen. Vier von mehreren Dutzend dieser Riesen laufen bereits mit Strom. Teresa Delado / SRF
-
Bild 2 von 3Legende: Die Glencore-Kupfermine Lomas Bayas in Chile. Teresa Delgado / SRF
-
Bild 3 von 3Legende: Darum geht's: Diese Platten bestehen aus Kupfer, welches in Lomas Bayas gefördert wurde. Teresa Delgado / SRF
In Chile baut der Schweizer Rohstoffriese Kupfer ab – seit 26 Jahren, in der trockensten Region der Welt, wie Minen-Chef Pablo Carvallo von Lomas Bayas erklärt: «Unsere Mine befindet sich im Herzen der Atacamawüste, einer Region, die unter maximalem Wassermangel leidet. Aber es befinden sich auch die grössten Rohstoffvorkommen der Welt hier: Kupfer und Lithium, das es für den CO₂-Ausstieg braucht.»
Von mehreren Dutzend Diesel-Lastwagen, die Lomas Bayas verwendet, sind vier inzwischen elektrifiziert. Die Elektrolastwagen sind vollautomatisiert, transportieren Erde, ohne dass jemand in der Fahrerkabine sitzt.
Recycling von Grauwasser, denn jeder Tropfen zählt
Die Minenindustrie hat viele Wasserquellen in Chile aufgekauft, völlig legal. Denn Wasser ist in Chile per Verfassung kein öffentliches, sondern ein privates Gut, und Süsswasser ist in der Region selten.
«Die Gemeinde Antofagasta setzt heute bereits zu 100 Prozent auf entsalztes Meerwasser. Auch die Industrie nutzt dieses Wasser. Aber über 80 Prozent wird als Grauwasser wieder zurück ins Meer geleitet. Dieses Wasser wollen wir besser nutzen, denn jeder Tropfen zählt», sagt Minen-Chef Pablo Carvallo.
Zweifel beim WWF
Mit dem Staat wurde ein Abkommen für den Bau einer Grauwasser-Recycling-Anlage unterzeichnet, die Ende 2026 in Betrieb geht. Die extremen Bedingungen lassen Minen-Riesen wie Glencore kreativ werden.
Zurück in der Hauptstadt Santiago sagt Ricardo Bosshard vom WWF Chile, der Weg stimme zwar, doch es gehe zu langsam: «Die Minenunternehmen müssen zu 100 Prozent auf entsalztes und rezykliertes Wasser setzen und zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien.»
Ob es die Minenindustrie tatsächlich schafft, vom Umweltsünder zum Musterschüler zu werden, wird sich in Chile zeigen.