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Israelische Drusen sind von der Regierung enttäuscht
Aus Rendez-vous vom 08.08.2018. Bild: SRF. Susanne Brunner
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Enttäuschte Drusen «Im Kampf für Israel haben unsere Söhne Blut vergossen»

Viele israelische Drusen fühlen sich wegen des neuen Nationalitätengesetzes als Bürger zweiter Klasse.

Im drusischen Bergdorf Beit Jann, das im Norden Israels nahe der Grenze zu Libanon liegt, ruft man Hochzeiten noch wie zu Zeiten des Dorfschreiers aus. Die Lautsprecherdurchsage ist eine Einladung an alle Dorfbewohner, am Freitag eine Hochzeit zu feiern. Der Lautsprecher befindet sich direkt gegenüber von Nohad Saeds Haus. Der alte Druse schmunzelt, und weil man sich draussen kaum versteht, öffnet er die Tür und führt uns in sein Wohnzimmer. Hier drin ist die Männerstimme aus dem Lautsprecher nur noch leise zu hören.

Saed ist Vater und Grossvater. Stolz zeigt er auf die vielen Familienfotos an den Wänden. Als er zu den Fotos seiner vier Söhne kommt, wird er ernst. Alle haben entweder in der israelischen Armee gedient oder leisten dort noch ihren Dienst.

«Einsatz wird nicht belohnt»

In keinem Dorf Israels hätten so viele junge Männer ihren Einsatz für ihr Vaterland mit dem Leben bezahlt wie hier im drusischen Dorf Beit Jann, sagt Saed. Und er beklagt, dass der Staat diesen Einsatz nicht einmal belohne. Das Gegenteil sei der Fall: Während jüdische Soldaten nach ihrem Dienst ein Haus bauen dürften, bekämen viele hier keine Baubewilligung.

Ich will nicht immer auf den Tisch hauen müssen, um zu meinem Recht zu kommen.
Autor: Nohad Saed Druse

Dazu komme jetzt noch dieses Gesetz, welches das israelische Parlament beschlossen habe. «Es degradiert die Drusen zu Bürgern zweiter Klasse». Er wolle nicht immer auf den Tisch hauen müssen, um zu seinem Recht zu kommen, schimpft Saed. «Schliesslich bin ich Bürger Israels.»

Loyal zu Israel

Saed ist enttäuscht und verletzt – wie viele andere Drusen im Land. Das Nationalitätengesetz, das alleine den Juden ein Selbstbestimmungsrecht in Israel zugesteht, habe Drusen im Kern ihres Glaubens verletzt, sagt der drusische Geistliche Kasem Bader.

Die Drusen hätten keinen eigenen Staat, und sie würden auch nicht für die Errichtung eines solchen kämpfen, erklärt Bader. Man müsse loyal zu dem Land sein, in dem man zur Welt gekommen sei. «Bin ich in Israel geboren, bin ich loyal zu Israel.» Das gleiche gelte für Syrien oder Libanon.

Druse in einem jüdischen Staat

Im Kampf für Israel hätten ihre Söhne ihr Blut vergossen, und er habe sich immer als israelischer Druse verstanden, sagt Bader. Jetzt – mit diesem Nationalitätengesetz – sei er nicht mehr israelischer Druse, sondern nur noch Druse in einem jüdischen Staat.

Soldaten tragen einen Sarg mit einer israelischen Flagge.
Legende: Beerdigung eines israelischen Grenzwächters im Drusendorf Beit Jann. Reuters

Am Wochenende gingen Drusen zu Tausenden auf die Strasse. Mitorganisiert hat diese Demonstrationen Amir Khnifess, der Vorsitzende des Drusischen Forums gegen das Nationalitätengesetz. Weil er den Vater dieses Gesetzes, Avi Dichter, an einer Rede hindern wollte, wurde er kürzlich verhaftet, was in Israel Schlagzeilen machte.

Keine Muslime

Für seinen Einsatz erntet Khnifess aber auch Häme, und zwar von Palästinensern und von israelischen Arabern, die sich mit dem Kampf der Palästinenser identifizieren. Denn Drusen sind zwar Araber, aber sie sind weder Muslime noch Christen, und sie haben nichts gemein mit dem Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat.

Den Kampf gegen das Nationalitätengesetz will Khnifess denn auch strikte vom Israel-Palästina-Konflikt trennen. «Für uns ist klar: Wenn wir weiterhin israelische Unterstützung in unserem Kampf haben wollen, müssen wir es weiterhin so handhaben.»

Demokratischer Protest

Im Kampf gegen das Nationalitätengesetz suchen die Drusen in erster Linie die Unterstützung der jüdischen Bevölkerung. Viele jüdische Mitbürger seien am Wochenende mit den Drusen auf die Strasse gegangen. Und die will Khnifess nicht vergraulen mit einer Parteinahme für die Palästinenser oder mit einem Armeeboykott. Sein einziges Ziel ist, diejenigen abzuwählen, die für das Nationalitätengesetz gestimmt haben – also auch Premierminister Benjamin Netanjahu. «Ich werde keinen Politiker und keine Partei unterstützen, die ein solch diskriminierendes und rassistisches Gesetz unterstützen.»

Weiter gehen, als nächstes Jahr bei den Wahlen in Israel demokratisch zu protestieren, will Khnifess nicht. Auch Saed nicht, der Druse, dessen vier Söhne in der israelischen Armee gedient haben. Er ist zwar verletzt, aber loyal zu seinem Land will er weiterhin sein. Er schliesst sein Gartentor und geht zurück in sein Haus voller Bilder seiner Familie, die sich für Israel eingesetzt hat.

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