Präsident Recep Tayyip Erdogan nutzt seine Vollmachten aus: Nun lässt er insgesamt 2341 Einrichtungen im Land schliessen. Darunter seien Schulen, gemeinnützige Institutionen, Gewerkschaften und medizinische Zentren, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mit.
Das von Erdogans konservativer AKP-Partei dominierte Parlament muss das Schliessungs-Dekret noch genehmigen. Es ist dazu jedoch nur eine einfache Mehrheit notwendig, über die die AKP von Erdogan verfügt.
Institutionen sollen Gülen nahe stehen
Laut Regierungsvertretern haben alle von der Schliessung betroffenen Einrichtungen Verbindungen zur Gülen-Bewegung. Erdogan beschuldigt den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen und dessen Anhänger, den Putschversuch in der Türkei in der Nacht zum 16. Juli angezettelt zu haben.
Das Dekret ist nach Angaben lokaler Medien das erste dieser Art, seit Erdogan am Donnerstag den Ausnahmezustand ausgerufen und sich damit zusätzliche Machtbefugnisse gesichert hat.
Verdächtige länger festhalten
Ausserdem verlängerte Erdogan die Zeit, in denen Verdächtige ohne Anklage inhaftiert werden dürfen. Waren es bisher nur 4 Tage, so gilt neu eine Frist von 30 Tagen.
Nach dem gescheiterten Militärputsch vor gut einer Woche war der Ausnahmezustand am Mittwochabend für mindestens drei Monate verhängt worden. Somit kann Erdogan nun per Dekret regieren. Zudem können Grundrechte eingeschränkt oder aufgehoben werden.
Staatsangestellte brauchen Genehmigung für Ausreise
Zugleich verschärfte die Regierung die Ausreisekontrollen, um vor allem Staatsbedienstete an einer Flucht ins Ausland zu hindern. Die Entwicklung löste international Besorgnis aus, deutsche Politiker forderten Konsequenzen.
Rund 11'000 Reisepässe vor allem von Staatsbediensteten wurden nach offiziellen Angaben für ungültig erklärt. An den Flughäfen müssen Staatsbedienstete nun eine Bescheinigung ihrer Behörde vorlegen, in der ausdrücklich steht, dass ihrer Ausreise nichts im Wege steht. Das gelte auch für Ehepartner und Kinder, hiess es.