Die Impfung mit Astra-Zeneca wurde in vielen Länder gestoppt, weshalb? Es gibt den Verdacht, dass die Impfung mit diesem Impfstoff vermehrt Thrombosen (Blutgerinnsel) auslösen könnte. Der Stopp der Impfungen ist eine Vorsichtsmassnahme und dauert nur bis mehr gesicherte Daten vorliegen.
Um welche Art von Thrombosen handelt es sich? Um die sogenannte Sinusvenenthrombose – eine spezielle, selten vorkommende Form der Thrombose. Es handelt sich dabei um Blutgerinnsel in den Venen, die Blut aus dem Gehirn abführen. Frauen sind häufiger von solchen Sinusvenenthrombosen betroffen als Männer. Wahrscheinlich spielen die Hormone eine Rolle. In der späten Schwangerschaft, im Wochenbett und bei Frauen, die die Antibabypillen einnehmen, sind diese Thrombosen am häufigsten.
In Deutschland wird jetzt von einer auffälligen Häufung dieser Thrombose gesprochen. Wie häufig kommen diese Thrombosen vor? Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut schreibt, es seien bisher sieben Fälle aufgetreten. Das entspricht etwa 4 Fällen auf eine Million Geimpfte seit Start der Impfung vor anderthalb Monaten. Normalerweise tritt diese Art der Thrombose etwa zwei bis fünfmal pro eine Million Personen auf – allerdings pro Jahr. Es gibt aber auch neuere Studien, die davon ausgehen, dass im Normalfall deutlich mehr Menschen von Sinusvenenthrombosen betroffen sind.
In England, wo der Astra-Zeneca-Impfstoff viel breiter geimpft worden ist, sind bei 11 Millionen Impfungen bisher drei Sinusvenenthrombosen gemeldet worden. Die bisher vorliegenden Daten passen also nicht zusammen.
Ist ein Zusammenhang zur Impfung wahrscheinlich? Ein Zusammenhang ist möglich, deshalb wurde der Impfstopp verfügt. Ob er aber wahrscheinlich ist, lässt sich erst sagen, wenn die bisher beobachteten Fälle genauer überprüft worden sind.
Wie wird sich das auf die Impfkampagnen auswirken? Falls sich die Befürchtungen als berechtigt herausstellen und das Risiko zu hoch ist, bleibt der Impfstopp bestehen. Es könnte aber auch sein, dass trotz leicht erhöhtem Risiko weiter geimpft wird, weil der Nutzen der Impfung wohl grösser ist als die möglichen Risiken. Erweist sich der Verdacht als unbegründet, so kann weiter geimpft werden. Allerdings ist zu befürchten, dass gegenüber der Astra-Zeneca-Impfung auch dann eine gewisse Skepsis bestehen bleiben könnte. Das wäre für eine schnelle Impfkampagne auch in der Schweiz hinderlich. Bei uns ist der Impfstoff von Astra-Zeneca noch immer nicht zugelassen.