Sie könnte Geschichte schreiben: Magdalena Andersson wäre die erste Frau an der Spitze einer schwedischen Regierung. «Sie bringt die richtigen Voraussetzungen für dieses wichtige Amt mit», erklärt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann ihre Favoritenrolle. Als Finanzministerin sei sie in den letzten sieben Jahren die Nummer zwei gewesen, hinter dem Ministerpräsidenten.
Und: «Mit 53 Jahren ist sie politisch noch verhältnismässig unverbraucht.» Andersson habe lange im Hintergrund gewirkt. «Als Staatssekretärin, als Chefin von Schwedens mächtiger Steuerbehörde und als Finanzministerin hat sie auch wirklich Erfolge erzielt.» Finanziell und wirtschaftlich stehe Schweden trotz Coronakrise nicht schlecht da.
«Und sie ist international gut vernetzt», fügt Kaufmann an. Denn Andersson ist die EU-Vertreterin im Beirat des Internationalen Währungsfonds und ist dort auch die bisher einzige und erste Frau.
Noch muss Andersson aber noch verschiedene Stellen von ihrer Kandidatur überzeugen, damit sie erste Regierungschefin Schwedens wird. «Das ist ein bisschen wie eine dreistufige Rakete», erklärt der Korrespondent.
«Intransparent wie eine Papstwahl»
Als Erstes steht eine interne Ausmarchung bei den Sozialdemokraten an. Die Partei hat lange die schwedische Politik dominiert, doch sie habe keine Tradition der internen Transparenz. «Man kann die Wahl des Parteivorsitzenden schon fast mit einer Papstwahl vergleichen», so Kaufmann. «Da dringt jeweils wenig an die Öffentlichkeit.»
Als Zweites muss Andersson am Parteikongress kommenden November gewählt und anschliessend im Reichstag bestätigt werden. Dort verfügen die Sozialdemokraten zusammen mit ihrem Koalitionspartner, den Grünen, über 116 von 349 Sitzen. «Das heisst, sie muss dort auch andere Parteien überzeugen.»
Und schliesslich muss sie in einem dritten Schritt – bei den Wahlen im September 2022 – auch die Wählerinnen und Wähler im Land von sich überzeugen.