Vor drei Tagen hat Belarus einen Passagierjet zur Landung in Minsk gezwungen und den Oppositionellen Roman Protassewitsch verhaftet.
Angeblich war eine Bombendrohung der Hamas eingegangen, die zu der Aktion führte. Jetzt hat sich Machthaber Alexander Lukaschenko erstmals dazu geäussert.
E-Mail aus der Schweiz?
Im belarussischen Parlament sagte er, die Bombendrohung sei aus der Schweiz gekommen. Deshalb sei das Flugzeug, das auf dem Weg von Athen nach Litauen war, mit Unterstützung eines Kampfjets nach Minsk umgeleitet worden.
«Lukaschenko hat das aber weder weiter ausgeführt, noch irgendwelche Beweise vorgelegt», sagt SRF-Korrespondent David Nauer in Moskau.
Nauer erklärt sich Lukaschenkos Angaben damit, dass die angebliche E-Mail mit der Bombendrohung über den E-Mail-Anbieter Protonmail verschickt worden sein soll. Diese Firma hat ihren Sitz in der Schweiz. Ein belarussischer Beamter hatte diese Angaben am Montag gemacht, darum habe Lukaschenko jetzt wohl gesagt, die E-Mail der Hamas sei aus der Schweiz gekommen.
EDA dementiert Kenntnis einer Drohung
Die Schweizer Behörden jedenfalls wissen nichts von einer angeblichen Bombendrohung per E-Mail, die aus der Schweiz gekommen sein soll, wie das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) betonte. «Dementsprechend gab es auch keine Meldung der Schweiz an die belarussischen Behörden», sagte ein EDA-Sprecher.
Kritiker werfen Lukaschenko einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr vor. Die EU hat wegen der Aktion am Sonntag neue Sanktionen gegen den Machtapparat in Belarus auf den Weg gebracht. Dazu gehört auch ein Flugverbot für Fluggesellschaften der Ex-Sowjetrepublik.
Landung in Minsk erzwungen
Die Behörden der autoritär regierten Republik hatten das Flugzeug der irischen Airline Ryanair auf dem Weg von Griechenland nach Litauen zur Landung gebracht. Doch die angebliche Bombendrohung, die als Grund für die erzwungene Landung herhalten musste, stellte sich später als Fehlalarm heraus.
Mehr als 100 Menschen waren an Bord der Ryanair-Maschine, darunter Protassewitsch und dessen Freundin Sofia Sapega. Beide wurden verhaftet. Ihr Schicksal ist ungewiss.