Wer ist Roman Protassewitsch? Er ist 26 Jahre alt, in Belarus geboren, lebte inzwischen aber im Exil in Polen und Litauen, weil er in seiner Heimat wegen Anstiftung zu Protesten gesucht wurde. Protassewitsch ist Journalist und Blogger, aber auch Aktivist. Schon als 16-Jähriger begann sein Widerstand gegen Machthaber Alexander Lukaschenko, wie die BBC schreibt. Er nahm an Protesten teil und wurde deshalb sogar von der Schule geworfen. Interessant ist zudem, dass sein Vater ein Offizier in der belarussischen Armee war.
Welche Rolle spielt er in Belarus? Bekannt wurde Protassewitsch wegen der Proteste in Belarus. Lukaschenko soll bei den letzten Wahlen im August im ganz grossen Stil betrogen haben. Daraufhin kam es in Belarus zu Protesten, die bis heute anhalten. Protassewitsch engagierte sich schon länger gegen das Regime, er musste deswegen bereits 2019 das Land verlassen. Bei den Demonstrationen im letzten Jahr kam seine grosse Stunde, denn er ist einer der Köpfe hinter dem «Nexta»-Kanal auf der Messaging-App Telegram.
Was passiert auf seinem Kanal? «Nexta» mit seinen über zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzern hat eine entscheidende Rolle gespielt im letzten Sommer: Teilweise war es die einzige Informationsquelle für die Opposition und deswegen sehr wichtig für sie. Einerseits schicken Aktivistinnen und Aktivisten Videomaterial, Fotos etc. «Nexta» publiziert es und ordnet es etwas ein, kommentiert es. Andererseits hat «Nexta» – vor allem in der heissen Phase – auch ganz konkret gesagt, wo Demonstrationen stattfinden, wo man sich treffen solle. Es war also ein Sprachrohr der Opposition, ein Liveticker der Ereignisse, und ist es eigentlich bis heute.
Wieso ist Protassewitsch für Lukaschenko eine Gefahr? Das hat mit «Nexta» zu tun und der Rolle, die Protassewitsch bei dem Kanal gespielt hat. Zuletzt hatte er zwar nicht mehr für «Nexta» gearbeitet, sondern für einen anderen Telegram-Kanal. Dieser hat aber ebenfalls darauf hingearbeitet, die Stimmung in Belarus gegen Lukaschenko zu wenden. Er war somit eine sehr wichtige Figur der Opposition bis zu seiner Festnahme. Kommt hinzu: Lukaschenko war schon an der Macht, als Protassewitsch zur Welt kam. Als Paternalist sieht der langjährige Präsident alle Belarussinnen und Belarussen als seine Kinder.
Mein Eindruck ist auch, dass da sehr viel Persönliches mitspielt – persönliche Rache: Plötzlich kommt da dieser junge Schnösel und bringt das Regime ins Wanken.
Und plötzlich wird der junge Mann ein gefährlicher Gegenspieler für ihn. «Ich glaube, das ist der Grund, warum Lukaschenko ihn auf so dramatische Weise festnehmen liess», sagt SRF-Korrespondent David Nauer. «Mein Eindruck ist auch, dass da sehr viel Persönliches mitspielt – persönliche Rache: Plötzlich kommt da dieser junge Schnösel und bringt das Regime ins Wanken.» Lukaschenko wolle Protassewitsch auch deshalb hinter Gittern sehen.
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