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Heftige Gefechte an Israels Grenze zu Libanon
Aus Tagesschau vom 17.07.2024.
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Krieg im Nahen Osten Die Lage im Nahen Osten – die Übersicht

Die militärische Lage

Israelische Streitkräfte haben gemäss eigenen Angaben am Donnerstag die historischen Flüchtlingslager im Gazastreifen sowie Gaza-Stadt im Norden angegriffen und mindestens 13 Menschen getötet. Ein Luftangriff tötete sechs Menschen in Zawayda und zwei weitere in einem Haus im Bureij-Lager. Ein weiterer Angriff tötete drei Menschen in einem Auto in Deir Al-Balah. 

Die israelische Armee gab am Donnerstag bekannt, Anas Murad, den Chef der Marinekräfte des Islamischen Jihad in Gaza, und eine weitere Person getötet zu haben. Diese seien bei den Angriffen vom 7. Oktober verantwortlich für die Entsendung von Kämpfergruppen aus dem Gebiet Shujaia in die südlichen Siedlungen des Gazastreifens gewesen.

Im Gazastreifen hat Israel zuletzt vor allem das Zentrum des Küstenstreifens sowie die südlich gelegene Stadt Rafah ins Visier genommen. Dabei wurden in der Nacht auf Mittwoch nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden mindestens neun Menschen getötet. Acht von ihnen wurden demnach bei einem Luftangriff auf ein Haus in Al-Sawida getötet.

In Rafah an der Grenze zu Ägypten starben Medizinern zufolge zwei Menschen bei einem israelischen Luftangriff. Anwohner berichteten von der Zerstörung Dutzender Häuser. Panzer stiessen zudem in den Norden von Rafah vor. Israel erklärte, die Armee habe unter anderem Stellungen zerstört, von denen aus auf israelische Soldaten geschossen worden sei.

Die proiranische Schiitenmiliz Hisbollah feuerte von Dienstag auf Mittwoch Dutzende Raketen in mehreren Angriffswellen ab. Die Hisbollah reagierte damit nach eigenen Angaben auf den Tod von fünf Syrern bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon, darunter drei kleine Kinder.

Hisbollah-Chef zieht neue israelische Ziele in Erwägung

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Hisbollah will neue israelische Siedlungen angreifen, wenn Israel weiterhin «auf Zivilisten (in Libanon) abzielt», so Hisbollah-Chef Nasrallah am Mittwoch. Er verwies auf einen Anstieg der Zahl der getöteten Zivilisten in den letzten Tagen. «Die Fortsetzung der Angriffe auf Zivilisten wird uns veranlassen, Raketen auf Siedlungen abzuschiessen, auf die bisher nicht gezielt wurde», so Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache zu einem schiitischen Feiertag.

Israels Armee fing einige Raketen der Hisbollah nach eigenen Angaben ab, andere seien auf offenes Gelände gefallen. In den frühen Morgenstunden meldete die Armee dann erneuten Raketenalarm. Die israelische Luftwaffe griff in Reaktion auf den Raketenbeschuss Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon an, wie das Militär mitteilte.

Diplomatie und internationale Reaktionen

Das israelische Parlament verabschiedete in der Nacht auf Donnerstag mit grosser Mehrheit eine Resolution, mit der die Errichtung eines palästinensischen Staates abgelehnt wird. Dies kurz vor dem Besuch Benjamin Netanjahus in den USA, einem Partner Israels, der wie viele andere Länder inzwischen eine Zweistaatenlösung präferiert.

Die USA stellen den Betrieb der provisorischen Anlegestelle für humanitäre Hilfsgüter an der Küste des Gazastreifens endgültig ein. Die Mission sei beendet, teilte ein Vertreter des US-Militärs am Mittwoch mit. Der Behelfshafen diente zur Versorgung der Menschen im Gazastreifen mit Lebensmitteln über den Seeweg.

HRW veröffentlicht Kriegsverbrechen-Studie

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Human Rights Watch (HRW) hat am Mittwoch eine neue Studie veröffentlicht, in der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschrieben werden, die von der Hamas geführte bewaffnete palästinensische Gruppen am 7. Oktober in Israel begangen haben. Kämpfer der Hamas führten vier andere bewaffnete Gruppen bei Angriffen auf 19 Kibbuzim und 5 Moschawim (Genossen­schafts­gemein­schaften), die Städte Sderot und Ofakim, zwei Musikfestivals und eine Strandparty am 7. Oktober an, so HRW.

Israels darauf folgender Angriff auf den Gazastreifen nach dem 7. Oktober kam dem Kriegsverbrechen der kollektiven Bestrafung gleich, so HRW. Dies verschärfte Israels 17-jährige illegale Blockade des Gazastreifens und die Verfolgung der palästinensischen Bevölkerung.

Angesichts der erneuten Angriffe der libanesischen Hisbollah auf den Norden Israels wollen die USA die militärische Zusammenarbeit mit ihrem Verbündeten stärken. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein Kollege Joav Galant hätten über die laufenden Angriffe der proiranischen Schiitenmiliz gesprochen, teilte das Pentagon in Washington am Mittwoch mit.

Wegen «schwerer und systematischer Menschenrechts­verletzungen» im Westjordanland und in Ost-Jerusalem hat die EU am Montag Sanktionen gegen jüdische Sieder – konkret weitere fünf Personen und drei Organisationen – angekündigt. Die Sanktionierten dürfen vorerst nicht in die EU einreisen. Ausserdem werden ihre Vermögenswerte eingefroren.

Nach dem israelischen Luftangriff im Süden des Gazastreifens mit Dutzenden Toten sind die Aussichten auf eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln der Hamas ungewiss. Alle Optionen seien offen, einschliesslich des Abbruchs der indirekten Verhandlungen, sagte der Vize-Vorsitzende der Islamistenorganisation, Chalil al-Hajja, am Sonntag dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira.

Auch die SRF-Nahostkorrespondenten Anita Bünter und Jonas Bischoff erklären in ihrer Analyse: «Insgesamt scheint es so, dass keine Seite wirklich an einem Waffenstillstand interessiert zu sein scheint, weder die Hamas noch die Regierung Netanjahu.»

Geflüchtete, Opfer, Geiseln

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen vermeldet 38'848 getötete Palästinenserinnen und Palästinenser seit Kriegsbeginn (Stand: 17. Juli 2024). Rund 90'000 Menschen seien verletzt worden. Die Behörde wird von der terroristischen Hamas kontrolliert. Internationale Experten schätzen die Zahlen des Gesundheitsministeriums aber als realistisch ein.

Nach israelischen Angaben (Stand 17. Juli) sind «etwa 14'000 Terroristen eliminiert und festgenommen» worden. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder aber auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelte, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30'000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.

Beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Seit Kriegsbeginn sind laut dem israelischen Militär zudem 604 israelische Soldaten und Soldatinnen getötet worden (Stand 7. April).

Mehr als acht Monate nach dem Angriff auf Israel weiss die islamistische Hamas eigenen Angaben nach nicht, wie viele der rund 120 im Gazastreifen vermuteten Geiseln noch am Leben sind. Israel hat seinerseits 43 davon für tot erklärt. Dies teilte die israelische Regierung Mitte Juni mit.

Am 8. Juni hatten israelische Soldaten bei einem grossangelegten Militäreinsatz vier Geiseln im Gazastreifen aus der Gewalt der Hamas befreit. Zahlreiche Geiseln kamen bei einer einwöchigen Feuerpause Ende November im Austausch für palästinensische Häftlinge frei – 120 verblieben den Regierungsangaben zufolge noch in Gefangenschaft.

Seit dem 7. Oktober sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Palästinensischer Roter Halbmond wurden seit Kriegsbeginn fast 500 Mitarbeiter des Gesundheitswesens getötet (Stand 15. Juni 2024).

Ende Mai berichtete die UNO von fast 200 getöteten UNO-Mitarbeitenden seit Beginn des Gaza-Krieges (Stand 27. Mai 2024).

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Zurzeit ist das Gaza.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Tagesschau, 17.7.2024, 19:30 Uhr ; 

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