Israels Armee hat nach eigenen Angaben vom Donnerstag innerhalb von 24 Stunden mehr als 120 Ziele der Hamas und Hisbollah im Gazastreifen und Libanon angegriffen. Dazu zählten Waffenlager und Raketenwerfer, die Geschosse auf Israel abgefeuert hätten, teilte das israelische Militär mit. Auch die Einsätze am Boden im Süden des Nachbarlandes dauern den Angaben nach an.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums sind bei den Angriffen Dutzende Menschen getötet worden.
Im Libanon gab es wieder Berichte über neue israelische Luftangriffe am Freitagmorgen in den südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut, die als Hochburg der Hisbollah gelten. Israels Armee hatte zuvor Anwohner einiger Gebäude in der Gegend zur Flucht aufgerufen.
Das israelische Militär registrierte zugleich erneut Geschosse aus dem Libanon, die auf den Norden Israels gefeuert worden seien. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom gab es dabei mehrere Verletzte, darunter ausländische Arbeiter. Die Hisbollah reklamierte einen Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Grossraum Haifa für sich.
Fast 70 Prozent der Getöteten in Gaza sind Frauen und Kinder
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Das UNO-Menschenrechtsbüro berichtet, dass fast 70 Prozent der Menschen, die im Gazastreifen durch Luftangriffe, Granatenbeschuss und andere feindliche Handlungen getötet wurden, Kinder und Frauen waren.
Die stellvertretende Generalsekretärin für Menschenrechte, Ilze Brands Kehris, sagte vor dem UNO-Sicherheitsrat, dass «die Altersgruppe, die bei den verifizierten Todesfällen am stärksten vertreten war, Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren waren».
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben wieder mehrere Menschen getötet worden. In der Nähe der Stadt Gaza habe israelischer Beschuss am Donnerstag vier Palästinenser getötet, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.
Zuvor hatte das Militär mitgeteilt, in den Gebieten Beit Lahia und Dschabalija am Mittwoch Dutzende Menschen getötet zu haben. Demnach soll es sich um Terroristen gehandelt haben.
Katz bestätigt Tausende Einberufungen von Ultraorthodoxen
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Israels neuer Verteidigungsminister Israel Katz hat die von seinem Vorgänger geplante Einberufung Tausender ultraorthodoxer Männer bestätigt. 7'000 Einberufungsbescheide sollen von Sonntag an schrittweise verschickt werden, wie das israelische Verteidigungsministerium mitteilte.
Israelische Medien hatten zuvor berichtet, dass Israels Militär die Einberufungsbefehle ausstellen wolle. Der vor zehn Tagen entlassene Verteidigungsminister Joav Galant hatte die Versendung noch vor seiner Abberufung genehmigt.
Katz betonte laut Mitteilung seines Ministers, die Armee werde alles dafür tun, um die Betroffenen bei der Beibehaltung ihres religiösen Lebensstils zu unterstützen. Viele Ultraorthodoxe empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen.
Unbekannte haben am Donnerstag nach Angaben der Vereinten Nationen auf Blauhelmsoldaten im Libanon geschossen. Der Angriff ereignete sich, nachdem Soldaten der UNO-Friedensmission Unifil bei einer Patrouille in der Nähe des südlibanesischen Ortes Kalauija ein verstecktes Munitionslager entdeckt hatten, wie die Beobachter mitteilten. Die Soldaten erwiderten demnach den Beschuss aus ihrem Fahrzeug heraus. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben.
Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung
Angesichts Tausender Toter im Libanon haben die USA Medienberichten zufolge einen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah vorgelegt. Der Entwurf sei dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri übermittelt worden, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Das Papier der US-Botschafterin im Libanon, Lisa Johnson, enthalte eine Reihe von Vorschlägen, die noch weiter diskutiert werden müssten.
Vertreter Teherans sichert Libanon Unterstützung zu
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Der hochrangige iranische Berater Ali Laridschani hat bei einem Besuch in der libanesischen Hauptstadt Beirut der Regierung und der proiranischen Hisbollah Irans volle Unterstützung zugesichert. Der Iran stimme jeder Entscheidung des «libanesischen Widerstands» (gemeint ist die Hisbollah) und der libanesischen Regierung zu und unterstütze diese, sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur NNA nach einem Treffen mit dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri.
Sein Besuch in Beirut fällt inmitten aktueller Bemühungen der USA zu einer Waffenruhe zwischen der Hisbollah und Israel. Auf die Frage, ob er mit seinem Besuch die US-Initiative untergraben wolle, sagte Laridschani: Er wollte nichts untergraben, sondern das Problem lösen. Es seien der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Verbündeten, die Fortschritte zerstörten.
Laut einem Bericht der «Jerusalem Post» verlangt das israelische Militär unter anderem, auch zukünftig gegen die Hisbollah im Libanon vorgehen zu dürfen, um eine Wiederbewaffnung der Miliz zu verhindern. Das stösst in Beirut auf Ablehnung.
Auch Israel bereitet laut einem Bericht der «Washington Post» einen Vorschlag für eine Waffenruhe mit der Hisbollah vor. Ein diplomatischer Durchbruch könnte dem designierten US-Präsidenten Donald Trump als schneller aussenpolitischer Erfolg dienen, sagten drei aktuelle und ehemalige israelische Beamte der Zeitung.
Der israelische Vorschlag sieht demnach vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss zurückzieht – etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt. Zudem soll Russland, das Beziehungen zum syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad unterhält und Truppen in dem Land stationiert hat, dafür sorgen, dass die Hisbollah nicht aus Syrien erneut aufgerüstet wird. Zu Gesprächen über die Details waren laut «Washington Post» russische Unterhändler zuletzt in Israel.
HRW erhebt Kriegsverbrechen-Vorwürfe
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Laut der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) führen die wiederholten Evakuierungsbefehle der israelischen Armee im Gazastreifen zu erzwungenen Bevölkerungsverschiebungen, was laut der NGO ein «Kriegsverbrechen» darstellt.
HRW hat Beweise gesammelt, wonach israelische Verantwortliche das Verbrechen des erzwungenen Transfers von Zivilisten begehen.
Die NGO sieht die Handlungen Israels auch als mögliche Form einer ethnischen Säuberung in Gebieten, aus denen Palästinenser dauerhaft verdrängt werden.
Israels Behörden begründen die Evakuierungen mit militärischen Notwendigkeiten. Ein 170-seitiger Bericht dokumentiert die zerstörten und gesäuberten Gebiete, insbesondere in den sogenannten Sicherheitskorridoren Neztarim und Philadelphia. Die UNO schätzt, dass bisher rund 1.9 Millionen Menschen aus Gaza vertrieben wurden.
Die Schweiz wird im März 2025 in Genf eine Konferenz der Vertragsparteien der Genfer Konvention organisieren, die sich dem Schutz der Zivilbevölkerung widmet. Dies teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit, nachdem der Bundesrat sich über die Vorbereitungen informiert hat.
Eingeladen sind die Hohen Vertragsparteien, darunter Israel und palästinensische Vertreter, sowie die in Genf ansässigen ständigen Vertretungen.
Die Vereinten Nationen wollen nach einem Waffenstillstand ihre friedensbewahrenden Einsatz im Libanon (Unifil) verstärken, um die libanesische Armee besser unterstützen zu können. Dies sagte am Donnerstag der Chef der UNO-Friedenstruppe, Jean-Pierre Lacroix, während eines dreitägigen Besuchs im Libanon. Demnach könnten nach einem Waffenstillstand die Kapazitäten der Unifil auf die Räumung von Sprengsätzen und die Wiedereröffnung von Strassen ausgeweitet werden.
Am Mittwoch drängte US-Aussenminister Antony Blinken auf eine Beendigung des Krieges im Gazastreifen. Israel habe die Ziele, die es sich selbst gesetzt habe, erreicht, sagte er in Brüssel vor der Presse anlässlich eines Treffens mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte.
Ein Ende des Krieges sei auch die beste Möglichkeit, den Bedürfnissen der Menschen im Gazastreifen gerecht zu werden. Die USA forderten echte und längere Feuerpausen, damit die notwendige Hilfe die Menschen erreichen könne.
Trotz Krieg: Netanjahu muss in Korruptionsprozess aussagen
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Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu muss trotz des Gaza-Kriegs und des Kriegs mit der Hisbollah im Libanon in knapp drei Wochen in einem Korruptionsprozess gegen ihn aussagen. Das Jerusalemer Bezirksgericht wies eine Bitte seiner Anwälte um Aufschub um rund zehn Wochen zurück. Der nächste Termin in dem Prozess ist nun für den 2. Dezember angesetzt. «Wir sind nicht überzeugt, dass es eine grundlegende Änderung der Umstände gibt, die eine Terminänderung rechtfertigen würde», hiess es in der Entscheidung des Gerichts.
In dem Antrag um Aufschub hatten die Anwälte nach Medienberichten argumentiert, wegen des Kriegs im Gazastreifen und im Libanon hätte Netanjahu nicht ausreichend Zeit, sich auf seine Aussage vorzubereiten. Der Prozess läuft bereits seit mehr als vier Jahren. Netanjahu wird unter anderem vorgeworfen, als Kommunikationsminister dem Telekom-Riesen Bezeq Vergünstigungen gewährt zu haben. Ausserdem soll er von befreundeten Milliardären Luxusgeschenke angenommen haben.
Geflüchtete, Opfer, Geiseln
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind laut palästinensischen Angaben 43'736 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden. 103'370 Menschen seien demnach durch die Kämpfe verletzt worden (Stand 14.11.24).
UNO: 70 Prozent der Toten in Gaza sind Kinder und Frauen
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Im Gazastreifen hat es nach einer Auswertung der verifizierten Todesfälle nach Altersgruppen die meisten Opfer unter fünf- bis neunjährigen Kindern gegeben. Das geht aus einem Bericht des UNO-Menschenrechtsbüros hervor. Das Büro hat für den Zeitraum November 2023 bis Ende August rund 10'000 Todesfälle verifiziert, sagte der Leiter des UNO-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay.
Rund 80 Prozent seien in zivilen Häusern umgekommen. 70 Prozent seien Frauen und Minderjährige gewesen. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle unter Zehn- bis 14-Jährigen, gefolgt von Kindern von Geburt bis zu vier Jahren.
Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen. Viele Todesfälle liessen sich bislang nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Sunghay konnte nicht sagen, ob die Auswertung repräsentativ für alle Opfer ist.
Israel hat einem Armeesprecher zufolge seit Kriegsbeginn mindestens 17'000 militante Palästinenser im Gazastreifen «eliminiert» (Stand 15.8.2024). Das Militär lehnt es ab, auszuführen, ob damit Tötungen gemeint sind oder ob die Zahl auch Festgenommene und Verletzte umfasst. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelt, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30'000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.
Im Libanon sind gemäss Behördenangaben seit Ausbruch der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Hisbollah im Oktober 2023 3386 Menschen getötet und 14'417 verletzt worden (Stand 14.11.2024). Unter den Getöteten sind nach Behördenangaben mehr als 220 Minderjährige (Stand 14.11.2024).
Beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Weitere 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Mehr als ein Jahr nach dem Angriff auf Israel hat die Hamas nach israelischer Zählung noch rund 100 Geiseln im Gazastreifen in ihrer Gewalt. Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, seien noch am Leben, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Medienberichten zufolge Anfang Oktober in Jerusalem. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Seither sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April. Gemäss einer Berechnung der UNO vom Oktober sind 70 Prozent der getöteten Palästinenserinnen und Palästinenser Frauen und Kinder.
Glückskette sammelt für Zivilbevölkerung im Nahen Osten
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Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts in Libanon und der sich täglich verschlechternden Lage der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt die Glückskette ihre Hilfe für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten und ruft erneut dringend zu Spenden auf.
Die Glückskette unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Diese Partnerorganisationen garantieren die Überwachung der Hilfeleistungen und sie garantieren dafür, dass die Hilfe die Not leidenden Menschen erreicht. Hier können Sie spenden.
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