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International Estrella wartet auf ein neues Haus

Ein halbes Jahr ist es her: Taifun Haiyan fegte über die Philippinen, zerstörte mehr als eine Million Häuser, machte vier Millionen Menschen obdachlos und riss über 6300 Menschen in den Tod. Besonders betroffen war die Stadt Tacloban, im Osten des Landes auf der Insel Leyte. Dort lebt Estrella.

Estrella steht vor ihrer neuen Behausung im Schatten einer Plastikplane. Sie ist Mitte 40 und schaut mit ihren dunklen, wachen Augen in ihre zerstörte Welt. Die Hütte ist zwei auf drei Meter gross, ohne Strom, ohne fliessendes Wasser, ohne Küche und ohne Bad. Hier wohnt Estrella provisorisch mit ihren vier Kindern und zwei Grosskindern.

Sie bleiben hier, bis die Regierung ihr Versprechen einlöst und ihnen an einem sicheren Ort ein neues Zuhause gibt. Bis dann dienen zwischen Holzpfählen gespannte Plastikplanen als Wände, darüber ein Dach aus Plastikplanen. Unter der brütenden Sonne wird es sehr schnell sehr stickig im Innern.

Warten auf die Regierung

Estrella streckt ihren Arm aus und zeigt auf den Streifen Land auf der anderen Strassenseite. Da am Meer stand zuvor ihr Haus. Jetzt ist da «no built zone». In grossen roten Lettern prangen diese Worte von einem weissen Schild am Strassenrand. Keine Bauzone.

Doch trotz Verbot entstehen zwischen Trümmern neue Holzverschläge und Wellblechhütten. Estrella aber will dort nicht wieder ein Haus aufbauen. «Das macht keinen Sinn», winkt sie ab.

«Wenn wir dort bauen, dann reisst die Regierung das Haus sowieso wieder ab. Warum also Geld ausgeben, das wir nicht haben? Deshalb haben wir uns fürs Warten entschieden», erklärt Estrella als wäre es das Normalste der Welt. Das Warten auf den Bescheid der Regierung.

Estrellas Mann ist nicht mehr da

Estrella will aber auch nicht mehr am alten Ort leben, weil sie schon früher bei jedem Taifun ihre Sachen gepackt und sich im Schulhaus auf der anderen Strassenseite in Sicherheit gebracht haben. Auch während Yolanda. So nennen die Menschen hier den verheerenden Taifun.

Taifun Haiyan

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Der Taifun Haiyan, auf den Philippinen Yolanda genannt, zog am 8. November 2013 über den südostasiatischen Inselstaat hinweg. Er gilt als einer der stärksten Taifune, die je auf Land getroffen sind. Kurz vor der Küste hatte Haiyan eine mittlere Windgeschwindigkeit von etwa 314 Kilometern mit Spitzenböen bis zu 379 Kilometern pro Stunde.

«Das haben alle gemacht», erzählt Estrella. Doch als die Flutwelle kam, wurde es schwierig. Im Wasser schwimmen, mitten in den Trümmern, im starken Wind. Viele sind hier gestorben, auch ihr Mann. Estrella ist nun alleine mit ihren Kindern und Enkeln. Wann sie ein Haus erhalten werden, wissen sie nicht. «Wir müssen Geduld haben», sagt sie. «Auch wenn es zwei Jahre dauert.»

Normales Leben in weiter Ferne

«Wir warten, aber wir brauchen Hilfe», lacht sie fast verzweifelt. «Arbeit, eine Spende oder sonst etwas, das uns ermöglicht zu überleben.» Vor dem Taifun hat sie Kleider verkauft. Die Welle hat ihr gesamtes Lager fortgespült. Für neue Sachen hat Estrella kein Geld. Also kann sie auch nichts verkaufen. Im Gespräch lacht sie immer wieder, wirkt insgesamt gefasst. «Aussen ja, aber innen…», sagt sie auf ihr Lachen angesprochen.

«Jede Nacht, wenn ich schlafe, plane ich für morgen. Das ist schwierig.» Estrella unterdrückt plötzlich die Tränen, wendet sich ab, zeigt die Emotionen nicht. Kein Einzelfall hier in Tacloban – wo die Menschen auch ein halbes Jahr nach dem verheerenden Taifun noch Jahre von einem normalen Leben entfernt sind.

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