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Bild 1 von 11. Wiederaufbau nicht erlaubt. Eigentlich dürfte auf diesem Gebiet nicht gebaut werden – doch dieses Verbot wird nicht eingehalten. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 2 von 11. Verrichtung der Notdurft. Auch die sanitären Anlagen sind provisorisch und behelfsmässig. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 3 von 11. Frachtschiffe mitten in den Häusern. Wo beginnt das Haus, wo das Schiff? Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 4 von 11. Zeltunterkunft auf dem Schulhof. Im Schulhof der Schule San Fernando Elementary School steht eine Zeltunterkunft. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 5 von 11. Ein Zimmer für die ganze Familie. Nur ein Zimmer, und doch wird es zum Zuhause. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 6 von 11. No build zone. Diese Zone am Strand sollte nicht bebaut werden, trotzdem wohnen wieder Leute dort. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 7 von 11. Yolanda Village. Selbstgebaute Unterkünfte stehen neben einem gestrandeten Schiff. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 8 von 11. Estrella mit Familie und Nachbarn. Für die Foto lächeln sie, nach aussen versuchen sie, fröhlich zu sein, ihre Trauer zeigen sie nicht. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 9 von 11. Die Turnhalle der Klosterschule wurde vom Sturm zerstört. Die Turnhalle der Klosterschule des Erzbistums von Palo konnte dem Wind und den Wellen nicht standhalten. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 10 von 11. Notunterkünfte in Bunkhouses. Die Unterkünfte werden so praktisch wie möglich eingerichtet. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
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Bild 11 von 11. Zeltstadt am Meer. Diese Zeltstadt ist Sonne, Wind und Regen ausgesetzt. Bildquelle: Tobias Fässler, SRF.
Estrella steht vor ihrer neuen Behausung im Schatten einer Plastikplane. Sie ist Mitte 40 und schaut mit ihren dunklen, wachen Augen in ihre zerstörte Welt. Die Hütte ist zwei auf drei Meter gross, ohne Strom, ohne fliessendes Wasser, ohne Küche und ohne Bad. Hier wohnt Estrella provisorisch mit ihren vier Kindern und zwei Grosskindern.
Sie bleiben hier, bis die Regierung ihr Versprechen einlöst und ihnen an einem sicheren Ort ein neues Zuhause gibt. Bis dann dienen zwischen Holzpfählen gespannte Plastikplanen als Wände, darüber ein Dach aus Plastikplanen. Unter der brütenden Sonne wird es sehr schnell sehr stickig im Innern.
Warten auf die Regierung
Estrella streckt ihren Arm aus und zeigt auf den Streifen Land auf der anderen Strassenseite. Da am Meer stand zuvor ihr Haus. Jetzt ist da «no built zone». In grossen roten Lettern prangen diese Worte von einem weissen Schild am Strassenrand. Keine Bauzone.
Doch trotz Verbot entstehen zwischen Trümmern neue Holzverschläge und Wellblechhütten. Estrella aber will dort nicht wieder ein Haus aufbauen. «Das macht keinen Sinn», winkt sie ab.
«Wenn wir dort bauen, dann reisst die Regierung das Haus sowieso wieder ab. Warum also Geld ausgeben, das wir nicht haben? Deshalb haben wir uns fürs Warten entschieden», erklärt Estrella als wäre es das Normalste der Welt. Das Warten auf den Bescheid der Regierung.
Estrellas Mann ist nicht mehr da
Estrella will aber auch nicht mehr am alten Ort leben, weil sie schon früher bei jedem Taifun ihre Sachen gepackt und sich im Schulhaus auf der anderen Strassenseite in Sicherheit gebracht haben. Auch während Yolanda. So nennen die Menschen hier den verheerenden Taifun.
«Das haben alle gemacht», erzählt Estrella. Doch als die Flutwelle kam, wurde es schwierig. Im Wasser schwimmen, mitten in den Trümmern, im starken Wind. Viele sind hier gestorben, auch ihr Mann. Estrella ist nun alleine mit ihren Kindern und Enkeln. Wann sie ein Haus erhalten werden, wissen sie nicht. «Wir müssen Geduld haben», sagt sie. «Auch wenn es zwei Jahre dauert.»
Normales Leben in weiter Ferne
«Wir warten, aber wir brauchen Hilfe», lacht sie fast verzweifelt. «Arbeit, eine Spende oder sonst etwas, das uns ermöglicht zu überleben.» Vor dem Taifun hat sie Kleider verkauft. Die Welle hat ihr gesamtes Lager fortgespült. Für neue Sachen hat Estrella kein Geld. Also kann sie auch nichts verkaufen. Im Gespräch lacht sie immer wieder, wirkt insgesamt gefasst. «Aussen ja, aber innen…», sagt sie auf ihr Lachen angesprochen.
«Jede Nacht, wenn ich schlafe, plane ich für morgen. Das ist schwierig.» Estrella unterdrückt plötzlich die Tränen, wendet sich ab, zeigt die Emotionen nicht. Kein Einzelfall hier in Tacloban – wo die Menschen auch ein halbes Jahr nach dem verheerenden Taifun noch Jahre von einem normalen Leben entfernt sind.