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Britisches Parlament stimmt für Sterbehilfe-Gesetz
Aus Tagesschau vom 29.11.2024.
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Ethische Debatte im Unterhaus Britisches Parlament stimmt für Sterbehilfe-Gesetz

Das Unterhaus macht den Weg frei für eine Legalisierung der Sterbehilfe in Grossbritannien.

Worum geht es? Das britische Parlament hat nach stundenlanger Debatte einem Gesetzentwurf zur Legalisierung der Sterbehilfe zugestimmt. Damit ist der Weg frei für eine monatelange Debatte über ein Thema, das das Land gespalten und Fragen über den Standard der Palliativmedizin aufgeworfen hat. 330 Abgeordnete votierten für die Gesetzesvorlage, 275 waren dagegen. Das Gesetz muss in den nächsten Monaten noch zweimal durchs Unterhaus sowie durchs Oberhaus.

Protestierende mit Masken halten Schilder gegen Sterbehilfe.
Legende: Die Gegner der Sterbehilfe mussten eine Niederlage einstecken – Grossbritannien wird aller Voraussicht nach ein Sterbehilfe-Gesetz erhalten. Umfragen zeigen, dass eine grosse Mehrheit in der Bevölkerung für ein solches Gesetz ist. Keystone/Neil Hall

Wer soll das Recht auf Sterbehilfe in Anspruch nehmen können? Der Gesetzesentwurf will Menschen, die weniger als sechs Monate zu leben haben, einen assistierten Suizid in England und Wales erlauben, sofern Ärzte und Richter zustimmen. Bisher gilt Beihilfe zum Suizid als Straftat, die mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden kann. Der Entwurf markiert die erste bedeutende Parlamentsdebatte zu diesem Thema seit Jahren.

Wer darf in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch nehmen?

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Eine Freitodbegleitung darf gemäss Gesetz und Rechtsprechung nur gewährt werden, wenn die betroffene Person:

  • weiss, was sie tut, (Urteilsfähigkeit)
  • nicht aus dem Affekt handelt und die möglichen Alternativen kennt, (Wohlerwogenheit)
  • einen dauerhaften Sterbewunsch hegt, (Konstanz)
  • von Dritten nicht beeinflusst wird, (Autonomie)
  • den Suizid eigenhändig ausführt. (Tatherrschaft)

Beim Verein Exit heisst es auf Anfrage, dass in Artikel 2 der Exit-Statuten stehe, «dass Exit einen assistierten Suizid unterstützt bei zum Tod führenden Erkrankungen, subjektiv unerträglichen Beschwerden oder unzumutbarer Behinderung sowie generell bei Leiden im und am Alter».

Wie steht die britische Bevölkerung zur legalen Sterbehilfe? Laut Umfrage unterstützen zwei Drittel oder gar drei Viertel der Britinnen und Briten eine Legalisierung der Sterbehilfe. Viele Menschen sehen darin eine Möglichkeit, dass Todkranke auch ihr Lebensende in Würde und Autonomie bestimmten können.

Protestgruppe mit Schildern für Sterbehilfe vor dem Big Ben.
Legende: In Grossbritannien bestimmt die Debatte seit Tagen die Nachrichten: Sollen todkranke Menschen Hilfe bekommen können, um ihr Leben zu beenden? Reuters/Mina Kim (29.11.2024)

Warum spaltet das Thema das Parlament? Im Gegensatz zur Bevölkerung ist das Unterhaus gespalten – wie am Abstimmungsergebnis sichtbar wird. Die Debatte sei geprägt von der Biografie und der Lebenserfahrung der Abgeordneten, sagt SRF-Gross­britannien­korrespondent Patrik Wülser – und weniger von der Parteizugehörigkeit. Dabei ist der Widerstand gegen eine Legalisierung der Sterbehilfe vor allem aus religiösen Kreisen besonders stark.

Wie wird gegen die legale Sterbehilfe argumentiert? Drei Argumente dominierten die Debatte:

  • Druck auf Schwache: Behinderte und ältere Menschen könnten sich gezwungen fühlen, Sterbehilfe zu beanspruchen, um ihre Familie und den Staat zu entlasten.
  • Rolle des Staates: Der Staat sollte seine Bürgerinnen und Bürger schützen, nicht töten.
  • Grosse Tragweite: Solch ein Entscheid sollte nicht einfach an einem Tag aufgrund einer parlamentarischen Initiative gefällt werden. Gegner hatten eine seriösere Vorbereitung durch eine Ethik- und Justizkommission gefordert.
Audio
Sterbehilfe in Grossbritannien bald legal?
aus Rendez-vous vom 29.11.2024. Bild: Imago
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Wie positioniert sich die Regierung? Die Regierung und Premierminister Keir Starmer halten sich zurück. «Starmer hat die Debatte zwar begrüsst und seinen Abgeordneten Stimmfreigabe erteilt. Er verhält sich aber politisch feige, weil er sich in diesem gesellschaftspolitisch heiklen Thema nicht exponieren will», erläutert Wülser.

Wie geht es nun weiter? Die Gesetzesvorlage wird nun mit dem Oberhaus verhandelt. Die Regierung muss dann auch dazu Stellung nehmen und die praktischen Details erarbeiten. Und auch das Unterhaus wird sich nochmals dazu äussern. Das Ganze wird Monate dauern. Und bis zur Einführung des Gesetzes dürften sogar mehrere Jahre vergehen, sagt Korrespondent Wülser.

Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe

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Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon

  • Telefon (rund um die Uhr): 143
  • Mail und Chat: www.143.ch

Kinder und Jugendliche: Pro Juventute

  • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
  • Mail und Chat: www.147.ch

Weitere Informationen

Rendez-vous, 29.11.2024, 12:30 Uhr ; 

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