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EU-Bericht zu Drogen Die EU hat ein Drogenproblem – und es wird grösser

In Europa gibt es Jahr für Jahr mehr neue Drogen und mehr Todesopfer. Die EU bezeichnet dies als eine «wachsende Bedrohung» und intensiviert ihren Kampf gegen die milliardenschwere Mafia.

Europa bekommt das Problem mit illegalen Drogen nicht in den Griff. Das zeigt der Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) von letzter Woche. «Der Drogenkonsum wird in Europa schlimmer», stellte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bei der Präsentation des Berichts klar.

«Immer häufiger mischen Menschen in Europa verschiedene Drogen und nehmen potenziell tödliche Cocktails aus unterschiedlichen Arten von Drogen ein (…). Die Menschen haben keine Ahnung, was sie einnehmen.»

Europäischer Drogenbericht 2024

Das Problem mit den steigenden Zahlen ist nicht neu. Der Investigativjournalist Benedikt Strunz beim Norddeutschen Rundfunk NDR nennt zwei Gründe, wieso das Problem trotz Bewusstsein für die Problematik schlimmer wird:

  • Gesellschaftliches Problem: «Wir als Gesellschaft müssen die Frage stellen, warum immer mehr Menschen offenbar aus ihrem Alltag und der Arbeitswelt ausbrechen möchten. Weshalb sind diese Menschen bereit, für ein zeitweises Aussteigen auch gesundheitliche und psychische Risiken einzugehen?»
  • Drogenbanden schaffen Angebot: «Der Drogenmarkt in Europa ist kein reiner Nachfragemarkt. Drogenbanden erhöhen gezielt die Verfügbarkeit einer Droge und schaffen so eine entsprechende Nachfrage. Das sieht man beim Kokain und auch bei synthethischen Drogen.»

Das laut EMCDDA «wachsende Opioidproblem» bereitet ihr grosse Sorgen. Seit 2009 seien insgesamt 81 neue synthetische Opioide auf dem europäischen Drogenmarkt aufgetaucht, betonte Johansson. «Kriminelle entwickeln ständig neue Drogen, um einer Entdeckung zu entgehen.»

Es wird geschätzt, dass es 2022 mindestens 6392 Überdosis-Todesfälle gab im Zusammenhang mit Drogen in der Europäischen Union. Dabei handelt es sich um eine Mindestschätzung, unter anderem, weil nicht alle Länder alle Todesfälle erfassen.

Opioide wurden bei 74 Prozent der tödlichen Überdosen gefunden. In 20 Prozent aller Todesfälle sei Kokain verwickelt, wie Johansson betonte. Zum sechsten Mal in Folge wurden in der EU Rekordmengen an Kokain beschlagnahmt; 2022 waren es 323 Tonnen. Nach Cannabis ist Kokain laut EMCDDA die in Europa am meisten illegal konsumierte Droge.

Der Drogenmarkt «schürt Gewalt und Korruption», betonte Johansson. Und das betrifft in jüngster Zeit auch immer stärker junge Menschen und Jugendliche. Der Jahresumsatz der Drogenmafia beträgt laut Europol und EMCDDA 31 Milliarden Euro.

Die EU will den Kampf gegen die Mafia mit einem bedeutenden Schritt verstärken: Aus der Beobachtungsstelle wird gut 30 Jahre nach ihrer Gründung Anfang Juli die EU-Drogenagentur. Diese wird mit mehr Befugnissen und mehr Handlungsspielraum ausgestattet.

Frau konsumiert Drogen.
Legende: Journalist Strunz recherchiert zur Drogenthematik. Er sieht eine Problematik auf der Konsumebene: «Illegale Drogen sind mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten und in allen Alterskohorten zu finden. Ein weiteres Problem ist die wachsende Verfügbarkeit hochpotenter synthetischer Opioide.» Keystone/Martin Ruetschi (Symbolbild)

Laut dem Investigativjournalist Strunz geht es dabei jedoch vor allem um die Prävention. Die organisierte Kriminalität aber könne man so nicht bekämpfen. Dafür bedürfe es ganz anderer Massnahmen: «Einerseits müssen repressive Elemente gestärkt werden, damit die Behörden die nötige Ausstattung haben, um Strukturermittlungen gegen kriminelle Netzwerke durchzuführen. Andererseits ist es ebenso wichtig, diesen Netzwerken den Nachwuchs zu entziehen.» Und dies würde Massnahmen zur Förderung von Chancengleichheit, Bildungspolitik und Sozialpolitik erfordern.

SRF 4 News, 17.06.2024, 07:46 Uhr ; 

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