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«Ein Krieg liegt nicht im Interesse der Akteure»
Aus SRF 4 News aktuell vom 24.09.2019.
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Europäer stehen hinter USA «Eine Drohkulisse, um einen Deal mit Iran abzuschliessen»

Die USA und Saudi-Arabien sind sich einig: Schuld an den Angriffen auf saudische Öleinrichtungen ist Iran. Nach einem Treffen von Angela Merkel, Emmanuel Macron und Boris Johnson bei der UNO in New York sagen nun auch sie: Es müssen die Iraner gewesen sein. Laurent Goetschel von der Universität Basel glaubt aber nicht, dass es zu einem Militärschlag kommt.

Laurent Goetschel

Professor für Politikwissenschaft

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Laurent Goetschel lehrt an der Universität Basel und ist Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace in Bern. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Friedens- und Konfliktforschung sowie die europäische Integration.

SRF News: Deutschland, Frankreich und die Briten geben nun auch Iran die Schuld an den Angriffen. Wie ist das zu bewerten?

Laurent Goetschel: Ich würde diesen Schritt nicht überbewerten. Sicher ist es ein Schritt hin zur Position der USA, die etwas konfliktiver ist als jene der Europäer. Aber ich würde mich davor hüten, das als dramatisch einzustufen.

Bisher waren die Europäer eher zurückhaltend mit Schuldzuweisungen gegenüber Iran. Nun beziehen sie doch deutlich Stellung. Weshalb?

Es könnte sein, dass sie hoffen, die USA damit auf ihre Seite zu ziehen. Wenn sich Präsident Donald Trump stärker getragen fühlt, wird er vielleicht auch eher bereit sein, etwas mehr auf die Position der Europäer zu hören und nicht weitere Schritte in Richtung einer kriegerischen Auseinandersetzung zu tun.

Bisher ist Europa punkto Atomabkommen geeint aufgetreten. In einem Interview hat Johnson es nun als schlechten Deal bezeichnet und für ein neues unter Trump geworben. Ist die europäische Einigkeit vorbei?

Europa hat generell Mühe, aussenpolitisch mit einer Stimme aufzutreten. Ich denke, dass Johnson vor dem Hintergrund seiner innenpolitischen Schwierigkeiten und der Tatsache, dass Trump fast sein einziger Freund und Unterstützer ist, ein Zeichen setzen wollte. Ich sehe dies als innenpolitisch motivierten Schritt, weniger als aussenpolitische Richtungsänderung.

Aber schwächt Johnsons Ausscheren nicht die Position Europas?

Natürlich ist Europa stärker, wenn es geeint auftritt. Aber die Position, die die Europäer gegenüber Iran bisher eingenommen haben, scheint mir nach wie vor die Linie zu sein, die sie auch in absehbarer Zeit einnehmen werden.

Ein neues Abkommen unter Trumps Führung auszuhandeln, erachte ich zurzeit als kein realistisches Unterfangen.

Solange Iran bereit ist, sich in grossen Teilen ans Atomabkommen zu halten, werden sich auch die Europäer daran halten. Ein Abkommen unter Trumps Führung auszuhandeln, erachte ich zurzeit als kein realistisches Unterfangen.

Macron macht sich für ein Treffen zwischen Trump und dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani stark. Hat das überhaupt noch eine Chance?

Macron hat schon im Umfeld des G7-Treffens in Biarritz versucht, Schritte in diese Richtung zu unternehmen. Er sieht sich in der Rolle eines Mediators zwischen der amerikanischen Position und der Position Irans. Einerseits ist es eine lobenswerte Initiative. Die Vermittlung in einem Konflikt ist immer positiv.

Immer, wenn es Spannungen gibt und viel Militärpotenzial vorhanden ist, gibt es eine gewisse Eskalationsgefahr.

Andererseits kann ich mir schwer vorstellen, dass Trump sich mittels eines Mediators Iran annähern würde. Eher, dass er nach dem Aufbau einer Drohkulisse dazu Hand bietet, einen Deal mit Iran abzuschliessen. Und den würde er wohl lieber direkt abschliessen wollen als über einen Vermittler.

Wie schätzen Sie die Gefahr einer militärischen Eskalation ein?

Immer, wenn es Spannungen gibt und viel Militärpotenzial vorhanden ist, gibt es eine gewisse Eskalationsgefahr. Allerdings bin ich der Meinung, dass es keinem der Akteure daran gelegen sein kann, es wirklich zu einem Krieg kommen zu lassen. Die USA und Iran ziehen auf ihre jeweilige Art und Weise Nutzen daraus, dass es gewisse Spannungen gibt. Aber ein Kontrollverlust im Sinne einer militärischen Kriegsführung liegt nicht in ihrem Interesse.

Das Gespräch führte Janis Fahrländer.

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