Pressekonferenzen im saudischen Verteidigungsministerium sind rar. Doch nun wollen die Saudis der Welt Beweise dafür vorlegen, dass nicht die jemenitischen Houthi-Rebellen, sondern ganz direkt das iranische Regime die Anschläge auf die Ölinfrastruktur verübt hat. Mit achtzehn Drohnen und sieben Marschflugkörpern, deren Trümmerteile, samt Karten und Grafiken präsentiert wurden. Klare Aussagen, von wo aus die Drohnen und Marschflugkörper starteten, also ob im Iran selber, gab es jedoch keine.
Die USA im Handlungszwang
Die USA sind schon bisher, zumindest halbwegs, davon überzeugt, dass Teheran hinter den Attacken steckt. Beweise oder schon nur überzeugende Indizien haben sie freilich noch keine vorgelegt. In Washington ist man womöglich sogar pikiert, dass nun die Saudis mit ihren «Beweisen» vorpreschen. Denn das bringt die USA in Handlungszwang.
Wenn ein Staat einen Alliierten angreift, muss man diesem beistehen. Noch scheinen jedoch die Meinungen in Washington bis hinauf zu Präsident Trump nicht gemacht, ob man wirklich mit militärischen Gegenschlägen eingreifen will.
Die UNO-Experten sollen Klarheit schaffen
So oder so stellt sich die Frage: Was sind die angeblichen saudischen Beweise und die amerikanischen Äusserungen wert, die auf den Iran deuten? Die Glaubwürdigkeit des saudischen Regimes ist spätestens seit den ständig neuen Lügen zur Ermordung des kritischen Journalisten Dschamal Khashoggi schwer erschüttert. Und auch den Amerikanern glaubt man nach den aus der Luft geholten Vorwürfen über Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein im Irak nicht mehr alles.
Klarheit wird wohl erst herrschen, wenn die UNO-Experten, die bereits aufgebrochen sind, um die Sache zu untersuchen, ihren Bericht abliefern. Das kann dauern. Oder wenn andere Länder mit eigenen Geheimdienstinformationen, aber höherer Glaubwürdigkeit als Saudi-Arabien oder die Trump-Regierung Stellung beziehen, also etwa Frankreich oder Grossbritannien.
Aufgrund der jetzigen Beweislage – oder richtiger «Beweislage» – dürfte es dem saudischen Kronprinzen und US-Präsident Trump schwerfallen, kommende Woche in der UNO-Generaldebatte die Weltgemeinschaft für ein hartes Vorgehen gegen den Iran hinter sich zu scharen.