- Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 ist erstmals ins All gestartet. Sie hob um 21 Uhr (Schweizer Zeit) vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ab.
- Die Rakete der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) soll den europäischen Ländern zum ersten Mal seit rund einem Jahr wieder einen unabhängigen Zugang zum Weltraum ermöglichen – unter anderem, um Satelliten ins All zu befördern.
- Die Raketenspitze, die beim Start die Satelliten schützt, wurde im luzernischen Emmen produziert.
Kurz vor dem geplanten Erstflug der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 zeigte sich der ESA-Chef zuversichtlich. «Die Ariane 6 wird Europa ins All bringen», erklärte Josef Aschbacher am Dienstag im Kurznachrichtendienst X. «Ich empfinde alle möglichen Gefühle, während wir uns darauf vorbereiten, die europäische Geschichte, die Zukunft Europas und Generationen von Europäern zu beeinflussen.»
Auf ihren Erststart musste die neue europäische Trägerrakete zehn Jahre lang warten. Nun soll um 21 Uhr Schweizer Zeit der Jungfernflug vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana beginnen. Damit hatte die ESA den frühesten Starttermin kurzfristig um eine Stunde nach hinten geschoben. Das Startzeitfenster hatte sie ursprünglich mit 20 bis 24 Uhr angegeben.
Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis Sommer 2023 im Einsatz war. Mit der neuen Rakete sind nun auch viele Hoffnungen verbunden: Zum einen soll sie Europas Raumfahrt aus der Krise seines Trägerraketensektors befreien. Zum anderen hat Europa aktuell keine eigenen Mittel, um Satelliten ins All zu bringen. Ariane 6 soll hauptsächlich Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern.
Unter den am Projekt beteiligten Ländern sind Belgien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien und die Tschechische Republik. Die gesamten Kosten für die Entwicklung, den Bau und die Starts liegen bei rund vier Milliarden Euro (knapp 3.9 Milliarden Franken). Frankreich und Deutschland sind mit 55.6 beziehungsweise 20.8 Prozent die grössten Beitragszahler. Die Schweiz hat laut ESA 2.4 Prozent beigesteuert.
Auch unter Schweizer Flagge
Ausserdem haben Schweizer Unternehmen wichtige Teile der Rakete beigesteuert. So stammt die Spitze der Rakete vom Schweizer Unternehmen Beyond-Gravity. Es hat die sogenannte Nutzlastverkleidung gebaut, die zum Schutz der Satelliten dient, die mit der Rakete ins All geschossen werden. Je nachdem, welche Satelliten transportiert werden, ist diese 14 oder 20 Meter lang. Drei Minuten und 39 Sekunden nach dem Start trennt sich die Nutzlastverkleidung normalerweise von der Rakete ab und gibt die transportierten Satelliten frei.
Die Firma ApcoTechnologies mit Sitz im Waadtland hat ein Teil für die Befestigung sowie die Kappe der Booster gebaut. Die Booster sind die Röhren, die an den Seiten der Rakete angebracht sind. Die Rakete braucht diese Teile, damit sie vom Boden abheben und in den Weltraum fliegen kann. Nach zwei Minuten und 16 Sekunden sind die mit Treibstoff gefüllten Booster leer und lösen sich von der Rakete. Je nachdem, wie viel Energie für den Start der Satelliten ins All benötigt wird, gibt es die Ariane 6 in zwei Versionen: Mit zwei, und mit vier Boostern.