Hitler-Porträts, Sturmgewehre, Munition und eine Luft-Luft-Rakete. Das hat die italienische Polizei vor einer Woche nahe der norditalienischen Stadt Pavia gefunden. Der Besitzer gehört der rechtsextremen Szene an. Die Waffen wollte er Italienern verkaufen, die in der Ostukraine gekämpft hatten.
Das sei beunruhigend, findet Elia Rosati, Neofaschismus-Forscher an der Universität von Mailand. Denn es zeige, wie nahe sich italienische, russische und ukrainische Extremisten in den letzten Jahren gekommen seien.
Eine gewisse Tradition
Bereits in den 1960er- und 70er-Jahren zog es italienische Neofaschisten ins Ausland. Zuerst gingen sie vor allem nach Südamerika, wo sie im Sold rechter Diktatoren kämpften oder gar mordeten. Ab den 1980er-Jahren trieben sie auf dem Balkan auf serbischer und kroatischer Seite ihr Unwesen.
Seit einigen Jahren sind italienische Faschisten laut Rosati in der umkämpften Ostukraine präsent – auf pro-russischer wie auch auf ukrainischer Seite. Denn auch beiden Frontseiten seien Rechtsextreme aktiv, mit denen italienische Faschisten sympathisierten.
Es zeigt, wie nahe sich italienische, russische und ukrainische Extremisten gekommen sind.
Mit nicht einmal hundert Personen sei die Zahl jener Italiener, die in der Ostukraine kämpften oder noch dort seien, aber sehr begrenzt, sagt Rosati zu Schätzungen der Polizei. Trotzdem sei deren Rolle nicht zu unterschätzen, unterstreicht er mit Blick auf die Verbindungen zu russischen und ukrainischen Gesinnungsgenossen. Ein konkretes Indiz sei das in der letzten Woche ausgehobene Waffenlager.
Gemeinsames Merkmal: Sympathien für Russland
Zudem stelle sich die Frage nach den Netzwerken: Wenn sich Italiener, die in der Ukraine gekämpft haben, für Waffen interessierten, könne man vermuten, dass sie über Kanäle verfügten, diese ins Kampfgebiet zu verschieben. In diesem Bereich hofft Rosati auf weitere Erkenntnisse der italienischen Polizei.
Klar ist nach den Worten von Rosati, dass die ganze italienische Rechte Sympathien für das heutige Russland hegt – von den Neofaschisten über die rechtsnationalen Fratelli d’Italia bis hin zur Lega von Vize-Premier Matteo Salvini.
Die Rechten Italiens haben Sympathien für Russland: Neofaschisten, Fratelli d’Italia wie auch die Lega.
Treiben im Dunstkreis der Lega
Gerade im Umfeld der Lega seien Organisationen entstanden, deren Rolle näher untersucht werden müsste, so Rosati. Zum Beispiel die Organisation Lombardei-Russland des engen Salvini-Vertrauten Gianluca Savoini. Gegen Savoini wird derzeit in Mailand ermittelt, weil er in Russland über eine millionenschwere, illegale Wahlkampfhilfe für die Lega verhandelt haben soll.
Das Russland des Vladimir Putin pflege Kontakte primär zur Lega, es gebe aber auch Kontakte zu den italienischen Neofaschisten, sagt Rosati. Salvini selbst habe schon Vertreter italienischer Neofaschistischen an Lega-Kundgebungen eingeladen.
Zulauf von Jungen bei den Neofaschisten
Verglichen mit der Lega sind die italienischen Faschisten aber verschwindend klein. Seit Jahren sind sie nicht mehr im italienischen Parlament vertreten. Aber es gelinge ihnen, Junge anzusprechen: Während die Jugendorganisation der Lega und auch der anderen etablierten Parteien darbten, habe die Jugendorganisation der neofaschistischen Casa Pound Zulauf. Auch das gelte es im Auge zu behalten, so der Wissenschaftler.