Das Wichtigste in Kürze
- Am Körper des in Malaysia plötzlich verstorbenen Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wurden Spuren des Nervengases VX entdeckt, teilt die Polizei mit.
- Die UNO stuft die Substanz als Massenvernichtungswaffe ein. Wenige Milligramm reichen aus, um tödlich zu wirken.
- Die US-Armee und die Streitkräfte in der ehemaligen Sowjetunion produzierten und lagerten VX bis zur Unterzeichnung der Chemiewaffen-Konvention 1997, die die Zerstörung aller Vorräte verlangt.
Malaysische Ermittler haben Spuren des Nervengases VX am Leichnam des ermordeten mutmasslichen Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un gefunden.
Am Körper von Kim Jong Nam seien Rückstände des auch als Chemiewaffe eingesetzten Gases entdeckt worden. Der hoch toxische Stoff sei in Gewebeproben von Gesicht und Augen des Toten enthalten gewesen, teilte die malaysische Polizei mit.
Die Ermittler untersuchen nun, ob das Gift aus dem Ausland nach Malaysia gebracht oder vor Ort hergestellt wurde. Zudem wird der Flughafen nach Spuren radioaktiven Materials abgesucht.
Wenige Milligramm wirken tödlich
Eine Gasmaske allein bietet keinen ausreichenden Schutz. Da der Stoff in erster Linie durch die Haut aufgenommen wird, ist ein spezieller Schutzanzug erforderlich. Einen wirksamen Schutz von Zivilisten gegen einen Anschlag mit VX gibt es deshalb nicht. Das beste Gegenmittel ist Atropin. Schon wenige Milligramm VX wirken tödlich.
Das Gas VX wird auch als Chemiewaffe eingesetzt. Die UNO stuft die Substanz als Massenvernichtungswaffe ein. Nach Angaben von Experten gibt es keine zivilen Einsatzmöglichkeiten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt
VX wurde bei der Forschung nach Insektenschutzmitteln in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, jedoch im Krieg nicht eingesetzt. Die US-Armee und die Streitkräfte in der ehemaligen Sowjetunion produzierten und lagerten VX bis zur Unterzeichnung der Chemiewaffen-Konvention 1997, die die Zerstörung aller Vorräte verlangt. Der tödliche Stoff kann billig in Produktionsanlagen für Pflanzenschutzmittel hergestellt werden.
Vier Festnahmen
Der 45-jährige Kim Jong Nam war am 13. Februar am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Laut südkoreanischen Medien sprühten ihm die Täter Gift ins Gesicht.
Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen: ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-jährige Verdächtige mit vietnamesischem Pass. Vier weitere Verdächtige aus Nordkorea, Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren, haben sich nach Erkenntnissen der malaysischen Behörden nach Pjöngjang abgesetzt.
Die insgesamt fünf Verdächtigen aus Nordkorea sind nach Ansicht der malaysischen Polizei in den Mord verwickelt. Die malaysischen Ermittler haben angekündigt, in dem Fall auch die Nummer Zwei der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur vernehmen zu wollen.