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Flugverkehr in China Flug-GA in China boomen – Umweltbedenken gibt es kaum

Um die Menschen wieder zum Fliegen zu animieren, bieten Chinas Airlines nun Abos für unbegrenzte Flüge in einem begrenzten Zeitraum an.

Innerhalb einer bestimmten Zeit für einen bestimmten Betrag unbegrenzt fliegen? Für weniger als 500 Franken gibt es in China solche Flugpässe, zum Beispiel von China Eastern Airlines.

Wer ein solches Flugabo kauft, darf bis Ende Jahr innerhalb Chinas so viel fliegen, wie er oder sie will. Einzige Bedingung: An- und Abflug müssen am Wochenende erfolgen.

Rasch mal nach Tibet

Guo Zhi hat sich einen solchen Pass gekauft. Die 28-jährige Fernsehproduzenten lebt in Schanghai und will möglichst viel aus dem Abo herausholen. In Städte in West- und Südwestchina, nach Chengdu und Chongqing, wolle sie fliegen und Bekannte besuchen, sagt Guo. Auch auf eine Tibet-Reise habe sie Lust.

Ausserdem wohnt Guos Freund in Südchina. Dank des Flugabos will sie ihn nun öfters besuchen. «Wenn man so ein Abo gekauft hat, sagt man sich doch ‹Das Geld hast du schon ausgegeben, wieso jetzt nicht die Chance nutzen und überall hinfliegen?›», sagt sie.

Nicht-Flieger werden angesprochen

Das Wochenend-Flugabo von China Eastern gibt es seit Juni. Seither haben weitere chinesische Airlines nachgezogen. China Southern, Chinas grösste Fluggesellschaft, bietet ein Abo an, mit dem man innerhalb von fünf Monaten unbegrenzt fliegen darf – auch an Wochentagen. Dieses sogenannte «Fliege glücklich»- Abo kostet umgerechnet nur etwas über 500 Franken.

Diese Pässe schaffen eine Nachfrage bei Leuten, die ansonsten nicht fliegen würden.
Autor: David Yu Aviatikexperte

Der Finanzprofessor und Aviatikexperte David Yu an der NYU Universität in Schanghai stuft die Flugabos als sehr attraktiv ein: «Diese Pässe schaffen eine Nachfrage bei Leuten, die ansonsten nicht fliegen würden.» Derzeit seien alle Optionen gut, die für mehr Nachfrage bei Flügen sorgten und wieder mehr gereist werde.

Fokus auf Inlandflügen

Auch in China wurde die Flugbranche von der Coronakrise hart getroffen. Während die internationalen Routen weitgehend brach lägen, versuche man jetzt zumindest den Inlandsverkehr zurück zur «Vor-Covid-Zeit» zu bringen, sagt Yu.

«Die Kapazität für das Inland ist inzwischen schon fast wieder auf Vorjahresniveau, also vor der Covidkrise.» Davon sei man bei den internationalen Verbindungen wegen der internationalen Reisebeschränkungen noch weit entfernt.

Und so versuchten die Airlines, möglichst viele potenzielle Kundinnen und Kunden fürs Reisen zu begeistern, damit die Kapazität auf den Inlandsrouten auch genutzt werde, schliesst Yu.

Passagiere in der Wartehalle des Flughafens in Wuhan
Legende: Inlandflüge sind in China inzwischen wieder sehr gefragt. Keystone

Umweltproblematik kein Thema

Doch ergibt es Sinn, Passagiere dazu zu animieren, einfach irgendwohin zu fliegen? Und gibt es auch Diskussionen zur Umweltverträglichkeit von solchen Angeboten? «Das ist ein Thema, das hier bisher noch nicht vorgekommen ist», sagt Yu. Priorität habe derzeit die Frage, wann und wie sich die Luftfahrtindustrie in China wieder erhole und Gewinne machen könne.

Bedenken gibt es trotzdem, wenn auch etwas andere. So sagt Guo Zhi, sie fliege mit ihrem Pass nicht ganz ohne Sorgen – wegen Corona: «Ich befürchte, dass im Winter die Coronakrise wieder schlimmer wird. Wenn man also fliegen will, dann besser möglichst bald.»

Heute Morgen, 4.8.2020, 6:00 Uhr

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