Wegen der neuen ansteckenderen Corona-Variante Omikron haben viele Länder ihre Flüge nach und von Südafrika eingestellt. Am Flughafen von Kapstadt kam es in den vergangenen Tagen entsprechend zu chaotischen Szenen, weil viele Touristen das Land verlassen wollten. Inzwischen habe sich die Lage etwas beruhigt, sagt Journalist Adrian Kriesch. Doch für das Land sei die Lage sehr schwierig.
SRF News: Wie ist die Lage derzeit am Flughafen von Kapstadt?
Adrian Kriesch: Es ist etwas ruhiger geworden. Heute fliegt noch eine Edelweiss-Maschine Touristen in die Schweiz, Lufthansa fliegt ebenfalls noch Touristen nach Europa. Auch in den nächsten Tagen gibt es noch einige Touristenflüge in verschiedene Destinationen, doch die sind alle ausgebucht. Die meisten Länder haben Flüge nach Südafrika eingestellt.
Wie reagiert man auf die Abschottung in Südafrika?
Vor allem die Politik zeigt grosses Unverständnis. Man sieht darin einen vorschnellen Schritt und eine Strafe dafür, dass man die Erkenntnisse über Omikron derart rasch veröffentlicht hat. In letzter Konsequenz sind diese Folgen ein Anreiz dazu, in einem nächsten Fall Informationen zurückzuhalten.
Omikron breitet sich inzwischen in vielen Ländern aus – eine Abschottung Südafrikas kann die Variante nicht mehr aufhalten.
Die ausgezeichneten südafrikanischen Labore klagen inzwischen auch über einen Mangel an Materialien für die Coronatests. Denn weil der Flugverkehr praktisch zum Erliegen gekommen ist, kommt nicht mehr genug wissenschaftliches Equipment ins Land. Man hofft deshalb, dass die Flugbeschränkungen bald zurückgenommen werden. Darauf hat auch Staatspräsident Cyril Ramaphosa gedrängt. In der Tat breitet sich die Omikron-Variante inzwischen in vielen Ländern aus, eine Abschottung Südafrikas kann sie also nicht mehr aufhalten.
Noch ist unklar, wie gefährlich die hochansteckende Variante Omikron ist. Derzeit sind die Fallzahlen in Südafrika immer noch tief. Was kommt auf das Land zu?
Vor wenigen Wochen wurden nur noch sehr wenige Corona-Infektionen registriert, Südafrika war praktisch zur Normalität zurückgekehrt. Doch jetzt steigen die Zahlen wieder an. Waren es Anfang November bloss wenige Hundert am Tag, sind es zuletzt 3000 Neuinfektionen. Die südafrikanischen Wissenschaftler sprechen vom Beginn der vierten Corona-Welle. Wie sie sich entwickeln wird, weiss man aber noch nicht.
Nur 25 Prozent der Menschen sind geimpft – sehr viele Südafrikanerinnen und Südafrikaner sind impfkritisch eingestellt.
Es besteht immerhin die Hoffnung, dass die vierte Welle dank des hier herrschenden Sommers nicht allzu schlimm wird. Klar ist aber auch, dass bislang nur 25 Prozent der Menschen gegen Corona geimpft sind – und das nicht, weil der Impfstoff knapp ist, sondern vor allem, weil sehr viele Südafrikanerinnen und Südafrikaner impfkritisch eingestellt sind.
Vor einem Jahr war in Südafrika die Beta-Variante des Coronavirus entdeckt worden. Hat das Land jetzt mit Omikron ein Déjà-vu?
Absolut. Auch damals wurde das Virus in Südafrika entdeckt, was aber nicht heisst, dass es hier entstanden ist. In Südafrika sind bloss die Labors viel besser ausgerüstet und es gibt viel mehr gute Wissenschaftler als in anderen Ländern der Region. Doch die Folgen sind die gleichen: Die Flüge werden zu Beginn der Sommersaison eingestellt, in viele Länder dürfen keine Südafrikaner mehr einreisen, der Tourismus bricht ein.
Die Flüge werden zu Beginn der Sommersaison eingestellt, der Tourismus bricht ein.
Auch wenn manche jetzt hoffen, die internationalen Massnahmen könnten möglicherweise zeitnah zurückgenommen werden: Die Erfahrung von vor einem Jahr zeigt, dass es Monate dauert, bis die Fluggesellschaften Südafrika wieder in einigermassen normalem Umfang anfliegen.
Das Gespräch führte Claudia Weber.