- In der südafrikanischen Stadt Johannesburg ist es wieder zu ausländerfeindlichen Krawallen gekommen.
- Mindestens ein Mensch wurde getötet.
- Mindestens fünf Personen wurden nach Polizeiangaben bei den Zusammenstössen zwischen Polizisten und Hunderten von Plünderern verletzt.
Die Polizei ging am Sonntag mit Blendgranaten und Gummimantelgeschossen gegen Gewalttäter vor, die Geschäfte in der Innenstadt angriffen.
Demonstrationen auch in Nigeria
In den vergangenen Tagen waren bei ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Johannesburg und Pretoria mindestens zehn Menschen getötet worden. Dutzende von Einwanderern betriebene Geschäfte wurden geplündert und verwüstet. Mehr als 420 Menschen wurden festgenommen.
Die Ausschreitungen führten in mehreren afrikanischen Ländern zu wütenden Demonstrationen. In der nigerianischen Hauptstadt Abuja etwa wurden Geschäfte südafrikanischer Unternehmen attackiert.
Im Jahr 2015 wurden sieben Menschen bei fremdenfeindlichen Angriffen und Plünderungen in Johannesburg und Durban getötet. Die schlimmste Welle fremdenfeindlicher Gewalt gab es im Jahr 2008 mit 62 Toten.
Viele Südafrikaner glauben, dass Ausländer für die hohe Arbeitslosenquote und Kriminalitätsrate verantwortlich sind.
Der Journalist Johannes Dieterich lebt seit fast 30 Jahren in Südafrika und schreibt für diverse deutschsprachige Zeitungen, unter anderem für die Frankfurter Rundschau.
Für den schwelenden Fremdenhass gebe es vielschichtige Gründe, berichtet der Journalist: «Viele Südafrikaner glauben, dass Ausländer für die hohe Arbeitslosenquote und Kriminalitätsrate verantwortlich sind.» Nigerianern etwa werde unterstellt, den Rauschgifthandel zu kontrollieren.
Schwächelnde Wirtschaft schürt Fremdenhass
Zwar sei Mehrheit der Südafrikaner nicht fremdenfeindlich. Die derzeit schwache Wirtschaftslage im Land schüre den Hass aber. Im aktuellen Klima reiche ein banaler Anlass, um die latente Ausländerfeindlichkeit akut werden zu lassen, so Dieterich.
Die Behauptung, dass die Migranten den Südafrikanern die Jobs wegnähmen, lasse sich aber kaum halten. Denn viele Migranten arbeiten im informellen Sektor von Südafrikas Wirtschaft: «Sie reissen nicht ein Stück des Kuchens an sich, sondern machen den Kuchen eher grösser.»