Vom Weltfrieden sind wir weiter weg denn je. Auch wegen Corona. Denn die gravierenden wirtschaftlichen Folgen der Pandemie dürften negative Folgen für den Frieden in vielen Ländern haben. Zu diesem Schluss kommt das Institute for Economics and Peace, eine Denkfabrik im australischen Sydney.
Dass die Welt unfriedlicher wird, ist gewiss keine gute, aber auch keine überraschende Nachricht. Zahlreiche, teils sehr blutige Konflikte dauern seit Jahren an – von Syrien über Libyen bis zu Jemen, von Burma bis zur Sahelzone.
Link zum Thema
Die Konflikte schwächten sich bestenfalls vorübergehend leicht ab, doch gleichzeitig entstünden neue politische Brandherde, sagt Serge Stroobants, Direktor beim Institute for Economics and Peace.
Index umfasst weit mehr als Krieg und Terror
Allerdings bemisst sich die Friedlichkeit der Welt oder einzelner Länder nicht allein am Ausmass kriegerischer Konflikte. Insgesamt werden 23 Indikatoren berücksichtigt.
Dazu gehören die Zahl der Flüchtlinge und intern Vertriebenen in einem Land, das Ausmass des Terrorismus, die Anzahl Polizisten pro Kopf, gewalttätige Demonstrationen, der Anteil der Bevölkerung, die im Gefängnis stecken, angespannte Verhältnisse zu Nachbarländern, die Mordrate oder Rüstungsausgaben und Waffenimporte und -exporte.
Platz 10 für die Schweiz ist ein sehr respektabler Wert.
Positiv zu Buche für ein Land schlagen Faktoren wie die Unterstützung internationaler Friedenseinsätze, also etwa von UNO-Blauhelmtruppen.
Grossmächte weit hinten
Die friedlichste Region der Welt ist Europa, die unfriedlichste der Nahe Osten und Nordafrika. Und das friedlichste aller Länder ist Island, gefolgt von Neuseeland, Portugal und Österreich. Ganz am Ende der Rangliste, die 163 Staaten erfasst, finden sich Irak, Syrien und als Schlusslicht Afghanistan.
Die Grossmächte rangieren alle abgeschlagen im hinteren Mittelfeld: China auf Platz 104, die USA auf Platz 121 und Russland gar ganz weit hinten auf Platz 154. Was auch damit zu tun hat, dass sie grosse Armeen unterhalten und in zahlreiche Konflikte verwickelt sind.
Schweiz auf Platz 10 vorgerückt
Platz 10 für die Schweiz bezeichnet Stroobants als «sehr respektablen Wert», zumal sie sich in den letzten Jahren um fünf Positionen verbessert hat.
Sie liegt jedoch hinter Ländern wie Island, Portugal oder Österreich zurück. Was damit zu tun hat, dass sich die Schweiz weiterhin eine relativ grosse Armee leistet. Island beispielsweise hat keine, Österreich bloss eine kleine. Und ebenso ist berücksichtigt, dass die Schweizer Rüstungsindustrie eine gewisse Bedeutung als Waffenexporteurin hat.