SRF News: Die Polizei hat schon sehr früh sehr rigoros eingegriffen. Wollte sie damit eine Eskalation verhindern?
Maren Peters: Darauf deutet einiges hin. Die Veranstalter sagen zwar, die Polizei habe zu schnell die Nerven verloren. Man kann es aber auch anders sehen, dass die Polizei von vorneherein geplant hat, sehr schnell zu reagieren, um diese Demonstration nicht eskalieren zu lassen. Die Polizei selbst sagt, es gab Vermummte im Demonstrationszug.
Das sei ein Verstoss gegen das Versammlungsverbot. Die Veranstalter wurden demnach aufgefordert, die rund 1000 vermummten, gewaltbereiten Demonstranten vom schwarzen Block von den friedlichen Demonstranten zu trennen. Das sei nicht gelungen. Daraufhin habe die Polizei eingreifen müssen.
Wie sieht die Bilanz des gestrigen Abends aus?
Es gab zahlreiche Verletzte. Bis Mitternacht waren es auf Seiten der Polizei rund 70 Verletzte, drei Polizisten mussten sogar ins Spital. Auch die Demonstranten gehen von zahlreichen verletzten in den eigenen Reihen aus – unter anderem durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Es gibt aber keine bestätigte Zahl. Was es gibt, sind zahlreiche Sachbeschädigungen. Die Demonstranten des schwarzen Blocks, also die Gewaltbereiten, sind nach dem Ende der Demonstration noch in kleinen Gruppen durch die Stadt gezogen und haben Scheiben zertrümmert, Mülltonnen und sogar einige Autos angezündet.
Kleine Gruppen sind durch die Stadt gezogen und haben Scheiben zertrümmert, Mülltonnen und sogar einige Autos angezündet.
Rechnet die Polizei mit weiteren Ausschreitungen heute und morgen?
Alles deutet darauf hin, dass das passieren wird. Nach dem schnellen Ende der Demonstration gestern Abend haben die G20-Kritiker angekündigt, jetzt erst recht loszulegen. Da könnte also noch einiges kommen. Allerdings betont die Polizei, dass sie stark aufgestellt sei. Sie werde versuchen, potentielle Ausschreitungen so schnell wie möglich zu beenden – nach dem gleichen Muster wie gestern.
Wer demonstriert in Hamburg eigentlich?
Das sind überwiegend friedliche Leute. Viele kommen aus Hamburg. Sie regen sich darüber auf, dass ihre Stadt wegen des G20-Gipfels so verbarrikadiert ist, dass hier überall Polizisten sind. Andere haben ein Problem mit den G20 an sich. Sie machen sie verantwortlich für viele Probleme in der Welt, für die Globalisierung mit all ihren negativen Nebeneffekten wie sinkende Einkommen und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, für die Migration und auch für die Treibhausgase. Sie sagen: Die G20 lösen keine Probleme, sie schaffen sie.
Nach dem schnellen Ende der gestrigen Demonstration haben die G20-Kritiker angekündigt, jetzt erst recht loszulegen.
Viele kritisieren auch, dass die G20 kein demokratisches Gremium sind. Was auch stimmt: Die G20 repräsentieren nicht die ganze Welt. Die Schweiz zum Beispiel ist nicht dabei. Aber sie stehen für immerhin zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der Welt. Und dann gibt es noch die Minderheit der Gewaltbereiten vom schwarzen Block. Die sind vor allem auf Randale aus.
Das Gespräch führte Claudia Weber.