So schnell schaffte es bisher keiner. Eben noch dozierte er in einem Hörsaal der Universität Florenz. Nur Tage später sitzt er am Tisch der Mächtigen der westlichen Welt: Giuseppe Conte, der aus dem Nichts gekürte italienische Regierungschef.
Seine neuen Amtskollegen kennen ihn überhaupt nicht. Aber sie wissen: Er vertritt eine Regierung von Links- und Rechtspopulisten. Eine, die nicht unbedingt in den europäischen Kanon einstimmt.
«Den Neuen» einbinden
Wenn heute früh, auf Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die europäischen Regierungschefs schon vor der Begegnung mit Donald Trump zusammensitzen, dann wollen sie zum einen die Reihen zu schliessen gegen die USA. Zum andern wollen sie den «den Neuen» aus Italien einbinden.
«Italien», so Präsident Macron, «ist ein wichtiger Partner, ein historischer Partner. Wir respektieren und wir brauchen ihn.» Vor allem jetzt, da man Trumps USA in die Schranken weisen will. Bundeskanzlerin Angela Merkel betont: «Deshalb gehe ich auch auf die neue italienische Regierung so zu, dass man miteinander sprechen kann. Und dass allen klar ist, dass die Europäische Union darauf beruht, dass sich alle an die Regeln halten.»
Anders ausgedrückt: Das Vorabtreffen der Europäer, eine Premiere an einem G7-Gipfel, ist auch eine Disziplinierungsrunde für Giuseppe Conte.
G7-Gipfel – die Teilnehmer
-
Bild 1 von 7. Theresa May: Die britische Premierministerin gilt als kühl, pragmatisch und hartnäckig. Seit 2015 ist sie die Vorsitzende in der Regierung. May will am G7-Gipfel die Zölle, die Donald Trump auf Aluminium und Stahl aus Europa verhängt hat, neu besprechen. Bildquelle: Getty Images.
-
Bild 2 von 7. Donald Trump: Der US-Präsident will so einiges am G7-Gipfel um- und durchsetzen. Dem Atomabkommen mit Iran und dem UNO-Klimaabkommen will er den Rücken kehren. Für ein Freihandelsabkommen braucht es laut Trump neue Verhandlungen. Bildquelle: Getty Images.
-
Bild 3 von 7. Emmanuel Macron: Der Staatspräsident Frankreichs ist seit 2017 im Amt. Wie für seine Kollegen steht auch für Macron, das Freihandelsabkommen und die US-Zölle im Mittelpunkt des Gipfels. US-Präsident Donald Trump und Emmanuel Macron werden sich bilateral am G7 treffen. Bildquelle: Getty Images.
-
Bild 4 von 7. Angela Merkel: Seit 2005 ist sie Bundeskanzlerin Deutschlands. Für Merkel gibt es so einiges zu besprechen am G7-Gipfel: das Atomabkommen mit Iran, die US-Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sowie den Ausstieg aus dem Freihandelsabkommen Nafta. Die Kanzlerin erwartet «schwierige Diskussionen» in Kanada. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 7. Shinzo Abe: Der rechtsnationale 63-jährige Abe ist Ministerpräsident Japans. Seit 2012 sitzt er als Parteichef und Premier fest im Sessel. Er verspricht, die japanische Wirtschaft zu beleben und das Freihandelsabkommen mit den USA wird für ihn das Hauptthema am G7-Gipfel sein. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 6 von 7. Giuseppe Conte: Für den frisch gewählten Ministerpräsidenten Italiens, Giuseppe Conte, ist es der erste grosse Auftritt im Ausland. Conte steht einer Koalition aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega vor. Beim G7-Gipfel wird er Angela Merkel zu einem bilateralen Gespräch treffen. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 7 von 7. Justin Trudeau: Der kanadische Premierminister ist der Gastgeber des diesjährigen G7-Gipfels. Seit seinem spektakulären Wahlsieg im Jahr 2015 gilt er als Rockstar der kanadischen Politik. Trudeau möchte neue Ideen am G7-Gipfel besprechen. Ob er seine Interessen durchsetzen kann, ist ungewiss. Bildquelle: Getty Images.
Die USA gegen den Rest
Abweichler kann man sich nicht leisten, denn diesmal geht es alles andere als harmonisch zu. Ob Klimaschutz, das Atomabkommen mit dem Iran, Freihandel oder Zölle – nirgends stimmen Europäer und Amerikaner überein. Auch die Kanadier und die Japaner fühlen sich von Trump brüskiert.
Weshalb manche diesmal nicht von einem G7-Gipfel sprechen, sondern von einem G6+1-Gipfel. Die USA gegen den Rest. Und einzelne gar von einem G5+1+1-Gipfel – denn auch die neue italienische Regierung gilt nicht unbedingt als verlässlicher Partner.