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Russische Öltransporte: Neues Risiko in der Ostsee
Aus Echo der Zeit vom 13.07.2023. Bild: Imago Images
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Gefahr einer Öl-Katastrophe Russland lässt baufällige Öltanker durch die Ostsee schippern

Moskaus Antwort auf die westlichen Sanktionen: Hunderte Tanker unter Billigflagge queren die Ostsee für den Export in ferne Länder. Es droht eine Katastrophe.

Eine Fährenfahrt quer über die Ostsee eröffnet in diesen Tagen ungewohnte Aussichten. Wo gewöhnlich zu dieser Jahreszeit vor allem Segel- und Kreuzfahrtschiffe das seichte Binnenmeer befahren, tauchen am Horizont ständig neue, riesige Tankschiffe auf.

Viele von ihnen seien in einem sehr schlechten Zustand, sagt Daniel Romehed, Chef der schwedischen Küstenwache. «Sie erfüllen unsere Sicherheitsbestimmungen nicht», betont Romehed, dessen Behörde grosse Teile der Ostsee mit Flugzeugen überwachen kann.

Es ist nicht auszuschliessen, dass Moskau das Risiko einer Umweltkatastrophe in der Ostsee eingeht – als Teil seiner hybriden Kriegsführung gegen den Westen.
Autor: Veli-Pekka Tynkkynen Professor für Geopolitik an der Universität Helsinki

Doch die vielen neuen Öltanker befinden sich in internationalem Gewässer und laufen russische Raffinerien bei Sankt Petersburg an. Sie sind die Antwort Russlands auf die westlichen Sanktionen: Nach Einführung eines Preisdeckels im Dezember letzten Jahres durch die Europäische Union exportiert Russland sein Öl nun zu höheren Preisen in Länder wie Indien und China.

Gefahr für sensibles Ökosystem

Dabei setze es auf günstige und in die Jahre gekommene Tankschiffe, die unter der Flagge von Drittstaaten wie Liberia fahren, sagt Veli-Pekka Tynkkynen, der an der Universität Helsinki Geopolitik lehrt. Er warnt: «Es ist nicht auszuschliessen, dass Moskau das Risiko einer Umweltkatastrophe in der Ostsee eingeht – als Teil seiner hybriden Kriegsführung gegen den Westen.» Ein solches Unglück würde zudem die Diskussion in der EU über den Sinn der Sanktionen gegen Russland anheizen, sagt Tynkkynen.

Deck eines Öltankers (Symbolbild)
Legende: In der Ostsee steigt zurzeit die Gefahr einer Ölkatastrophe. Hintergrund ist der Preisdeckel für Ölexporte aus Russland, den die EU Ende letzten Jahres beschlossen hat. Damit sollte verhindert werden, dass Moskau mit seinem Öl Milliardengewinne macht und seinen Krieg finanzieren kann. Patrick T. Fallon/Bloomberg via Getty Images (Symbolbild)

Die Ostsee ist ein seichtes Binnenmeer mit einem hohen Anteil an Süsswasser. Wegen der vielen Abwasser, die Anrainerstaaten in die Ostsee leiten, weist sie einen tiefen Sauerstoffgehalt auf. Die Artenvielfalt ist gering und das Ökosystem sehr sensibel.

Anrainerstaaten in Alarmstellung

Ein Tankerunglück hätte katastrophale Folgen für das Meer und die Küstengebiete, sagt der Sicherheitsdirektor der südschwedischen Provinz Blekinge, Peter Ryman. «Wir versuchen unser Bestes, uns auf eine solche Situation einzustellen.» Seine Provinzbehörde hat bereits damit begonnen, den eigenen Katastrophenschutz zu verstärken.

Auch wenn nun also bald fast sämtliche Anrainerstaaten der Ostsee nicht nur der Europäischen Union, sondern auch der Nato angehören, wird das Leben in und an diesem europäischen Binnenmeer vorderhand nicht sicherer, zumindest nicht für die Umwelt.

Echo der Zeit, 13.07.2023, 18 Uhr

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