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Gefahr für Dissidenten Kambodschanischer Oppositioneller in Bangkok erschossen

Der Ermordete hat die Regierung Kambodschas kritisiert. Der mutmassliche Attentäter wurde inzwischen in Kambodscha festgenommen. Ob man auch die Hintermänner findet, ist alles andere als sicher.

Mehrere Schüsse sind auf dem Überwachungsvideo zu hören. Zwei westliche Rucksack-Touristen laufen durchs Bild. Sie drehen sich um, bleiben kurz stehen, gehen danach aber weiter. Auf dem Video ist auch der mutmassliche Täter zu sehen – der Mann, der die Schüsse abgegeben haben soll. Zügig geht er zurück zu seinem parkierten Motorrad, setzt einen Helm auf und fährt davon.

Das Opfer stirbt noch am Tatort in Bangkok. Es handelt sich um Lim Kimya, einen ehemaligen Abgeordneten der kambodschanischen Oppositionspartei «Cambodia National Rescue Party». Wenige Stunden vor seinem Tod war der 73-Jährige in einem Bus von Kambodscha nach Thailand gefahren. Laut den thailändischen Behörden wird neben dem Attentäter ein weiterer Mann verdächtigt. Dieser soll im selben Bus gewesen sein wie der ermordete Oppositionspolitiker.

Aufklärung des Mordes dürfte schwierig sein

Elaine Pearson von der Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» in Bangkok spricht von einem brutalen Mord. «Die thailändische Polizei hat sehr schnell zwei Verdächtige identifiziert, aber es muss gründlich untersucht werden, wer hinter der Ermordung von Lim Kimya steckt.» Also wer den Auftragsmörder angeheuert hat.

Doch das könnte schwierig werden. Thailands aktuelle Regierung und jene von Kambodscha pflegen enge Beziehungen. So hat Thailand erst kürzlich sechs Dissidenten aus Kambodscha zusammen mit einem Kind zurück nach Kambodscha geschickt, wo sie gleich verhaftet wurden. Dies, obschon die Dissidenten von der UNO bereits als Flüchtlinge anerkannt waren.

Menschen versammeln sich an einem abgesperrten Bereich auf einem Platz bei Abenddämmerung.
Legende: Der Tatort: Am helllichten Tag wurde Lim Kimya in Bangkok erschossen. PA/RUAMKATANYU FOUNDATION (08.01.2025)

Lim Kimya hatte wenige Tage vor seinem Tod auf Facebook die Silvesterfeier des Vizepremiers Hun Many als Geldverschwendung bezeichnet – sie habe keinen langfristigen Nutzen für die Bevölkerung des Landes. Der Vizepremier ist auch der Bruder des aktuellen Premiers, und der Sohn des vorherigen Premierministers.

Der ehemalige Premier Hun Sen hatte das Land über Jahrzehnte regiert, bis 2023 ein neuer Premier gewählt wurde. Von echten Wahlen konnte jedoch keine Rede sein. Die damalige Oppositionspartei «Candle Light Party» durfte nicht teilnehmen. Und so gewann – wenig überraschend – Hun Sens Sohn. Zu Beginn gab es Spekulationen, wonach der im Westen ausgebildete Hun Manet möglicherweise offener sein könnte als sein Vater. Doch: Diese Hoffnungen wurden bislang enttäuscht.

Rendez-vous, 10.01.2025, 12:30 Uhr

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