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Gegenwind aus Washington Zölle und Druck aufs Heimatland: Verprellt Trump Europas Rechte?

Europas Rechtsaussen-Parteien applaudierten, als Donald Trump ins Weisse Haus gewählt wurde. Aber wie ist die Stimmung bei der europäischen Rechten, seit der amerikanische Präsident die Zölle hochgetrieben und den Welthandel in unsichere Gewässer gesteuert hat? Der Historiker Damir Skenderovic glaubt, dass ihre Faszination für Trump nicht nachhaltig leiden wird.

Damir Skenderovic

Historiker an der Universität Freiburg

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Damir Skenderovic ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg und forscht zur politischen Rechten.

SRF News: Wie nehmen Sie die Reaktion der europäischen Freunde von Donald Trump wahr?

Damir Skenderovic: Seit einigen Tagen ist bei den verschiedenen rechtspopulistischen Parteien in Europa ein Dilemma festzustellen. Einerseits wird Trump idealisiert und bewundert. Andererseits trifft Trumps nationalistischer Protektionismus die einzelnen Länder in Europa – und vor allem auch die Wählerschaft dieser Parteien. Die Arbeiterschaft und bäuerlichen Kreise sind von einem solchen wirtschaftlichen Protektionismus direkt betroffen.

Müssen sich Trumps Gesinnungsgenossen in gewissen Bereichen von ihm distanzieren, um die Gunst ihrer Wählerschaft zu erhalten?

Der europäische Rechtspopulismus wie auch Donald Trump müssen einen Spagat vollbringen. Auf der einen Seite gibt es einen sehr stark ausgeprägten kulturellen Nationalismus, der etwa in einer anti-woken Haltung zum Ausdruck kommt. Bei diesen Themen werden die rechtspopulistischen Parteien Trump weiter unterstützen.

Europas Rechtspopulisten bewundern die gesellschaftlich-kulturelle Revolution in den USA.

Auf der anderen Seite sind sie Teil der Globalisierung und einer wirtschaftlichen Elite, von der sie auch Unterstützung bekommen. Aus diesen Kreisen gibt es Kritik an Trump und auch eine gewisse Distanzierung.

Trump, fotografiert von hinten.
Legende: Trumps Zollhammer bedroht die Wirtschaft der europäischen Nationalstaaten. Abgesehen davon verbindet Europas Rechtspopulisten aber immer noch viel mit Donald Trump. Getty Images / Win McNamee

Welche Folgen hat es für Europas nationalkonservativen bis rechtspopulistischen Parteien, wenn das grosse Vorbild Trump an Glanz verliert?

Die kontroversen Debatten, die derzeit geführt werden, sind etwas Vorübergehendes. Trumps Politik ist vor allem auf öffentliche und mediale Aufmerksamkeit ausgerichtet. Das wird sich wieder legen. Teilweise hat er seine Zölle ja auch schon wieder zurückgezogen. Im Hintergrund läuft in den USA eine gesellschaftlich-kulturelle Revolution – und genau das ist, was die Rechtspopulisten in Europa bewundern.

Die Faszination für Trump wird nicht verschwinden.

Von den Universitäten bis zu den Medien wird die Gesellschaft umgekrempelt und auf eine autoritäre, antidemokratische Linie gebracht. Das möchten die rechtspopulistischen Parteien in Europa auch in ihren eigenen Ländern erreichen. Die Faszination für Trump wird nicht verschwinden, auch nicht wegen vorübergehender Erscheinungen wie einem «Zoll- oder Wirtschaftskrieg», wie es einige nennen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

Rendez-vous, 11.4.2025, 12:30 Uhr ; 

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