- Israel ist nach Medienberichten auf dem Weg zu einer grossen Koalition.
- Der frühere Militärchef Benny Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiss wurde überraschend zum Parlamentspräsidenten gewählt.
- Der Schritt könnte den Weg ebnen zu einer Koalition mit dem rechts-religiösen Block um Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud).
Gantz' Bündnis ist den Berichten zufolge angesichts der neuen Entwicklung auseinandergebrochen. Nur ein Teil werde in die künftige Regierung eintreten.
In seiner ersten Rede als Parlamentspräsident rief Gantz zur nationalen Einheit auf. Er werde sich mit aller Macht für die Bildung einer grossen Koalition einsetzen. «Dies ist nicht die Zeit für Streit und Spaltung», sagte er unter Hinweis auf die Corona-Krise. Es wurde erwartet, dass er das Amt nur kurz ausfüllt und dann von einem Kandidaten der Likud-Partei von Netanjahu abgelöst wird.
Das israelische Fernsehen berichtete, Gantz solle zunächst Aussenminister in einer grossen Koalition mit Netanjahu werden. Netanjahu solle eineinhalb Jahre lang Ministerpräsident bleiben und dann im September 2021 von Gantz abgelöst werden. Auch die Ressorts Justiz, Wirtschaft und Verteidigung sollten demnach an Blau-Weiss gehen.
Drei Wahlen innert 12 Monaten
Israel wird seit Ende 2018 von einer Übergangsregierung unter Netanjahu verwaltet. Am 2. März hatten die Bürger zum dritten Mal innerhalb eines Jahres ein neues Parlament gewählt. Doch die Pattsituation zwischen den Lagern hielt weiter an. Am Montag vergangener Woche erhielt Gantz den Auftrag zur Regierungsbildung. Netanjahu hat unter Hinweis auf die Coronavirus-Krise zur Bildung einer Notstandsregierung mit Blau-Weiss aufgerufen.