Worum geht es? Die Schweiz hilft Indien in der Corona-Pandemie. Ein Frachtflugzeug ist am Donnerstag mit 13 Tonnen medizinischen Hilfsgütern von Zürich nach Neu Delhi geflogen. Heute, am Freitagmorgen, sind sie in Indien angekommen. Die Schweiz unterstützt das Land zudem mit rund drei Millionen Franken bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Und die Hilfe wird dort auch dringend benötigt: In den letzten Tagen wurden jeweils über 400'000 Neuinfektionen gemeldet. Indiens Spitäler sind überfordert.
Was beinhaltet die Lieferung? Hauptsächlich Sauerstoff-Konzentratoren, Atmungsgeräte sowie Schutzkleidung. Es sind zwei Lieferungen, die von der Schweiz in Richtung Indien gegangen sind; eine des Bundes und eine der Schweizer Industrie. Laut dem Bund werden die Beatmungsgeräte in der Schweiz nicht mehr benötigt. Deswegen könne man sie Indien geben. Laut der schweizerisch-indischen Handelskammer handelte es sich um die erste von mehreren Lieferungen.
Welche Interessen stecken dahinter? Die Schweizer Wirtschaft ist in Indien mit über 300 Firmen vertreten. Die erste Lieferung haben der Flughafen Zürich und Nestlé übernommen. SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn: «Der Flughafen Zürich will ihn Noida, einer südöstlichen Vorstadt von Delhi, selbst einen Flughafen bauen. Dazu hat er letztes Jahr den Zuspruch erhalten. Das ist ein riesiges Projekt, quasi ein zweiter internationaler Flughafen für Delhi. Naheliegend, dass er genau dorthin seine Hilfslieferung schicken will.»
Mit jedem Tag, an dem das Material nicht in die Spitäler weitergeleitet wird, wird wertvolle Zeit verschwendet.
Nestlé wiederum vertreibe im grossen Stil Milch, Wasser und mehr in Indien, so Gutersohn. «Da sind Hilfslieferungen nach Uttar Pradesh, in den bevölkerungsreichsten Gliedstaat, ebenfalls im Interesse von Nestlé.»
Was passiert mit den Gütern? Die Hilfslieferungen werden von Neu Delhi aus weiterverteilt. Diese Aufgabe übernimmt das indische Rote Kreuz. In den letzten Tagen kam es aber zu Engpässen, denn rund 40 Länder haben mehrere hundert Tonnen Material nach Indien geschickt. Dieses blieb zunächst am Flughafen stecken. «Das ist nichts Aussergewöhnliches, wenn so viel Material in so kurzer Zeit in ein Land kommt», erklärt der Korrespondent.
Es sei schwierig, dieses weiterzuverteilen. «Aber die Infektionsraten sind im Moment sehr, sehr hoch. Und mit jedem Tag, an dem das Material nicht in die Spitäler weitergeleitet wird, wird wertvolle Zeit verschwendet.»
Wie geht es nun weiter? Der Knackpunkt ist laut Gutersohn die Verteilung. Die Hilfsgüter müssen in die am stärksten betroffenen Regionen gebracht werden. «Das sind einerseits Ballungszentren, die grossen Städte Indiens, Mumbai, Delhi, Hyderabad und Bangalore. Aber auch die armen, ländlichen Regionen verfügen nicht über die nötigen Apparaturen.» Mehrere Teilstaaten meldeten, dass sie Hilfsgüter benötigen, haben aber noch nichts von der Regierung gehört. Alles müsse nun schnellstmöglich durch das Nadelöhr Neu Delhi. «Und da spielt die Bürokratie zumindest jetzt noch nicht wirklich mit.»