- Tausende Menschen sind in N'Djamena, der Hauptstadt des zentralafrikanischen Staates Tschad, und drei weiteren Städten gegen die Übergangsregierung auf die Strasse gegangen.
- Dabei sind gemäss Ministerpräsident Saleh Kebzabo mindestens 50 Menschen getötet und weitere 300 verletzt worden.
- Zudem verhängt Kebzabo eine Ausgangssperre zwischen 24 und 6 Uhr morgens.
Sicherheitskräfte im Tschad haben am Donnerstag mit Tränengas auf die Menschenmenge geschossen. Dabei kam ein Journalist ums Leben, wie ein Reuters-Reporter berichtete. Einige Demonstranten und Beiträge in sozialen Medien berichteten davon, dass auch scharfe Kugeln abgefeuert wurden. Dies konnte aber bisher nicht unabhängig überprüft werden.
Nach Angaben von Ministerpräsident Kebzabo handelte es sich um einen bewaffneten Aufstand, weshalb Sicherheitskräfte diesen gewaltsam auflösen mussten. Die Regierung hatte die Proteste vorab verboten. Auch in Doba und Sarh im Süden des Tschads fanden Proteste statt.
Der erdölreiche, aber von Armut geprägte Tschad befindet sich seit dem Tod von Langzeitherrscher Idriss Déby Itno in einer politischen Übergangsphase. Der Alt-Präsident war nach offiziellen Angaben im April 2021 bei schweren Zusammenstössen mit der FACT-Rebellenbewegung im Norden des Landes getötet worden. Sein Adoptivsohn Mahamat Idriss Déby Itno übernahm danach die Macht und hatte sich eigentlich um Versöhnung innerhalb des Landes bemüht. Er wurde vor gut anderthalb Wochen als Übergangspräsident vereidigt.
Unmut innerhalb der Opposition und Zivilgesellschaft herrscht nun aufgrund der Entscheidung von General Mahamat Idriss Déby Itno, die Übergangsphase zur Bildung einer neuen Regierung um 24 Monate zu verlängern. Zuvor hatte er eine 18-monatige Übergangszeit versprochen.
Besorgte Reaktionen aus aller Welt
Samira Daoud, die Regionaldirektorin von Amnesty International für West- und Zentralafrika, forderte die tschadischen Behörden auf, «die exzessive Gewaltanwendung gegen Demonstranten sofort einzustellen».
Auch die Afrikanische Union (AU) verurteilte die Gewalt. Bereits Ende September hatte der Friedens- und Sicherheitsrat der AU die Militärregierung Tschads ermahnt, die eigentlich vereinbarte Übergangsphase nicht zu verlängern. Ausserdem forderte die Union, dass sich Mahamat Idriss Déby Itno sowie alle weiteren Mitglieder des Militärrats bei kommenden Wahlen nicht aufstellen lassen.
Das französische Aussenministerium sprach in einer Mitteilung vom «Einsatz todbringender Waffen gegen Demonstranten», ohne weitere Angaben zu machen. Frankreich wies ausserdem jegliche Beteiligung an den Geschehnissen im Tschad zurück. Insbesondere in den sozialen Medien kursieren immer wieder Behauptungen, dass Mahamat Idriss Déby Itno von Frankreich unterstützt werde.
Ebenso meldeten sich die Vereinigten Staaten zu Wort, da es auch zu einem Angriff vor dem Haupttor der US-Botschaft kam. Personen in Zivilkleidung und in privaten Fahrzeugen hätten einen Polizeikontrollpunkt durchbrochen. Dabei seien vier Personen getötet worden. Das US-Aussenministerium teilte mit: «Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte von Opfern und fordern alle Parteien auf, die Situation zu deeskalieren und Zurückhaltung zu üben».