Diana Buttu ist eine palästinensische Anwältin. Sie sitzt in einem Café in Ost-Jerusalem. Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem ist für sie schmerzhaft: «Es fühlt sich an als würde man Salz und Alkohol in eine offene Wunde schütten.»
Josi Gabai ist Geschäftsmann. Er sitzt mit seinen Freunden in einem Café in West-Jerusalem. Für ihn ist der heutige Tag ein Freudentag. Heute könnten sie nicht miteinander am gleichen Tisch sitzen und über die US-Botschaft reden. Der Tag ist für beide emotional.
Die Palästinenser müssen nur mit dem Terror aufhören und Israel als Staat anerkennen, mit der Hauptstadt Jerusalems, und dann ist alles gut.
Diana Buttu findet der Tag sei nicht nur für die Palästinenser eine Katastrophe, sondern für die Welt. «Es gibt einen Grund, weshalb fast niemand auf der Welt Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkennt: Israel hat entgegen internationalem Recht unser Land geraubt!»
Unversöhnliche Positionen
Josi Gabai sieht das ganz anders. Die Palästinenser hätten ja ihr Land gehabt. «Aber anstatt darauf einen Staat aufzubauen, haben sie Israel lieber angegriffen, zusammen mit anderen arabischen Staaten: ein kleines Land wie Israel!»
Und sie hätten noch immer nicht damit aufgehört, fährt Gabai fort: «Die Palästinenser müssen nur mit dem Terror aufhören und Israel als Staat anerkennen, mit der Hauptstadt Jerusalems, und dann ist alles gut.»
Die Palästinenser haben kein Leben, leben unter israelischer Besatzung. Wie kann man da Friedfertigkeit erwarten?
Nur zynisch findet das die palästinensische Anwältin. Die Palästinenser hätten kein Leben, lebten unter israelischer Besatzung. «Wie kann man da Friedfertigkeit erwarten?», fragt sie rhetorisch.
Aber was sagt sie zur Kritik, die palästinensische Führung setze auf Gewalt, statt auf eine konstruktive Vision? «Ja, die Führung der Palästinenser ist schlecht», sagt Buttu. Aber: «Die israelische Besatzung hat es lange vor einer schlechten palästinensischen Führung gegeben.»
Blick in eine ungewisse Zukunft
Verständlich, warum der jüdische Geschäftsmann und die palästinensische Anwältin heute nicht zusammen am gleichen Tisch sitzen könnten. Und trotzdem sind sie sich in zwei Punkten einig: Sie finden, die Zweistaatenlösung sei tot. Man müsse auf einen Staat hinarbeiten.
Zwar sei keine palästinensische Partei für die Einstaatenlösung, sagt Diana Buttu: Aber die Bevölkerung sei in Umfragen dafür. «Warum nicht?», meint auch der Geschäftsmann. Wenn die Palästinenser friedlich seien, könnten sie doch in einem Israel leben.
Beide – die palästinensische Anwältin und der jüdische Geschäftsmann, wollen Frieden, und nicht ständig sozusagen mit gezückter Waffe leben müssen.