- Bis zum Jahr 2050 wollen die EU-Länder die Klimaneutralität erreicht haben.
- Mit Polen, das stark von der Kohle als Energieträger abhängig ist, soll im Sommer 2020 über notwendige Finanzhilfen zur Umstellung seiner Stromerzeugung gesprochen werden.
- Und Tschechien beharrte auf dem Passus, der den Weiterbetrieb seiner Atommeiler erlaubt.
In der Nacht stimmten die EU-Staaten in Brüssel einem entsprechenden Kompromiss mit Ausnahmen zu. Stundenlange Verhandlungen waren vorausgegangen.
«Einigung über die Klimaneutralität 2050», twitterte EU-Ratspräsident Charles Michel am frühen Freitagmorgen. «EU-Gipfel erreicht Einigung über dieses wichtige Ziel.»
Ausnahmeregel für Polen
Polen, Tschechien und Ungarn hatten zuvor lange eine Einigung blockiert, weil sie unter anderem zunächst konkrete Zusagen zu Finanzhilfen für den Umbau ihrer Wirtschaft wollten.
Polen wird eine Ausnahmeregelung zugestanden, nachdem es zuvor einen längeren Übergangszeitraum verlangt hatte. Für Tschechien soll extra erwähnt werden, dass es Atomkraftwerke weiter verwenden dürfe.
Deutschlands Kanzlerin erklärte, Polen habe sich noch nicht auf die Umsetzung des Ziels verpflichten können. Der Entscheid falle erst im Sommer 2020. Dennoch zeigte sich Angela Merkel recht zufrieden – «unter den gegebenen Umständen», wie sie sagte.
«Keine Spaltung Europas»
Es gebe «keine Spaltung Europas in verschiedene Teile, sondern es gibt einen Mitgliedstaat, der noch etwas Zeit braucht.» Für Merkel wäre es ein starkes Zeichen, dass Europa der Kontinent sei, der dann 2050 klimaneutral sei.
Vorausgegangen waren schwierige Diskussionen. Tschechien, Ungarn und Polen hatten Bedenken gegen das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 geäussert. Dieses bedeutet, dass bis dahin alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden müssen.
Um eine Klimaneutralität zu erreichen, muss vor allem der Ausstoss des Treibhausgases Kohlendioxid verringert werden. Sollten die EU-Staaten weiter CO2-Emissionen ausstossen, müssen sie Ausgleichsmassnahmen wie Aufforstung und CO2-Speicherung vorweisen.
Kohle mit Sprengkraft
Tschechien, Ungarn und Polen sind jedoch abhängig vom wenig klimafreundlichen Energieträger Kohle. Sie bestanden vor dem Gipfel denn auch auf klaren Zusagen für finanzielle Hilfen, weil der Umbau der Energieversorgung für sie besonders teuer ist.
Zankapfel: Kernkraft-Bewertung
Tschechien eröffnete am Donnerstag eine neue Front und forderte, vor der offiziellen Festlegung die Kernkraft als grünen Strom anzuerkennen. Das traf bei Luxemburg, Österreich und auch Deutschland auf Widerstand.
Für das «klimaneutrale» Europa hatte die neue EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Mittwoch ihren «Green Deal» vorgelegt. Dafür müssen Energieversorgung, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft komplett umgebaut werden. Von der Leyen sagte beim Gipfel, ihr «Masterplan» sei eine «Einladung an alle», und sie hoffe auf starke Unterstützung.