Trotz dem weltweiten Erstarken der Klimabewegung gestalten sich die Verhandlungen an der diesjährigen Klimakonferenz in Madrid laut Diplomaten äusserst zäh. Zur Halbzeit ist völlig offen, ob sich die Länder im zentralen Verhandlungspunkt einigen können, nämlich wie sich ein Land Klimamassnahmen anrechnen darf, die es in einem anderen Land bezahlt.
Den klimastreikenden Jugendlichen geht das viel zu langsam. Zehntausende haben am Wochenende in Madrid für ein energischeres Vorgehen gegen den Klimawandel demonstriert.
Thunberg appelliert an Politiker
Die Ikone der Bewegung, die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, sagte vor der Demonstration, sie hoffe, dass diese Klimakonferenz konkrete Resultate zeige und dass sich insbesondere die Entscheidungsträger bewusst würden, wie dramatisch die Klimakrise sei.
Die Staatengemeinschaft könne sich nicht leisten, auch nur einzelne Tage verstreichen zu lassen, an denen nicht gegen den Klimawandel gehandelt werde. Nach einer Verhandlungswoche sieht es allerdings nicht danach aus, als ob Forderungen der Klimastreikenden erfüllt werden.
«Auch kein Ergebnis ist möglich»
Der Leiter der Schweizer Delegation, Franz Perrez, sagt, er hoffe immer noch, dass man eine Lösung finde – insbesondere eine Lösung, die auch den Zielen der Schweiz entspreche. «Es ist aber auch möglich, dass wir mit einem schlechten Ergebnis nach Hause gehen – oder sogar mit gar keinem.»
Hauptstreitpunkt sind die Regeln für den Handel mit sogenannten Emissionsreduktionszertifikaten. Etwas, das insbesondere für die Schweiz wichtig wäre. Setzt der Bund doch darauf, dass er einen Teil seines Klimaziels auch mit Massnahmen im Ausland erreichen kann.
Brasilien legt sich quer
Die Schweiz will wie eine Mehrheit der Länder nur Regeln zustimmen, die zum Beispiel verhindern, dass Klima-Massnahmen doppelt gezählt werden. Brasilien und andere legen sich aber quer. Gut möglich, dass die Verhandlungen auf die nächste Klimakonferenz vertagt werden müssen.
Für die Klimastreikenden wäre das eine herbe Enttäuschung. Denn für Klimaschützerinnen und -schützer ist es einfacher, Druck auf einzelne Länder auszuüben, wenn diese wissen, dass alle anderen sich an dieselben Klimaschutzregeln halten müssen.