Noch nie ist ein Brics-Gipfel mit so viel Spannung erwartet worden. Ab Dienstag besprechen im südafrikanischen Johannesburg die Staats- und Regierungschefs der fünf Brics-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika –, wie sie ihre Allianz stärken und die Vorherrschaft der USA brechen wollen.
Freilich sind sich die Brics-Staaten in vielem uneins. Und der russische Präsident Wladimir Putin wird wegen des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs nur per Video an den Beratungen teilnehmen. Sebastian Ramspeck, Internationaler Korrespondent von SRF, über Ambitionen und Misstöne in der Brics-Gruppe.
Worum geht es beim Gipfel in Johannesburg?
China ist der mit Abstand stärkste Brics-Staat und sieht die Gruppe als Instrument, um den eigenen Einfluss auszubauen und die USA als mächtigste Nation der Welt abzulösen. Entsprechend ambitiös sind die Ziele. Brics soll wachsen, zumal mehrere Dutzend weitere Staaten Mitglied oder zumindest Partnerland werden wollen. Spektakulär wäre die Aufnahme des Kandidaten Saudi-Arabien, bis vor kurzem ein enger Verbündeter der USA. Damit nicht genug: Brics soll mit einer eigenen Währung den US-Dollar als Handels- und Reservewährung ergänzen und schliesslich ersetzen.
Wie realistisch sind die Ziele?
Das Ziel einer Brics-Währung ist noch sehr vage und sogar die Aufnahme weiterer Staaten nicht in trockenen Tüchern. Denn Indien misstraut China und will kein Juniorpartner im Brics-Verbund sein. Brasilien und Südafrika fürchten, in einer Gross-Brics an Einfluss zu verlieren. Die Beschlüsse des Brics-Gipfels werden ein Gradmesser dafür sein, wie stark der politische Einfluss Chinas ist. In einer Zeit, in der das Land selbst mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.
Was hat Brics bisher erreicht?
Brics ist zum Inbegriff einer alternativen antiamerikanischen Weltordnung geworden. Tatsächlich machen die fünf Brics-Staaten 41 Prozent der Weltbevölkerung und 26 Prozent der Weltwirtschaft aus. Sie haben zwei neue Finanzinstitutionen namens NDB und CRA geschaffen, als Konkurrenz zur Weltbank und zum Weltwährungsfonds in Washington. Die Bedeutung der Brics-Institutionen nimmt sich aber bisher bescheiden aus. Zumal die Brics-Staaten wirtschaftlich und politisch keine Gemeinsamkeiten aufweisen – ausser, dass sie die Vormacht der USA ablehnen.
Wie ist Brics überhaupt entstanden?
Am Anfang war die Wortschöpfung eines Mitarbeiters der amerikanischen Grossbank Goldman Sachs. Dieser bezeichnete 2001 mit «BRICs» – mit kleinem «s», ohne Südafrika – jene Staatengruppe, die seiner Prognose zufolge 2050 die Weltwirtschaft dominieren wird. Diese Staaten machten sich die Wortschöpfung zu eigen und begründeten 2006 einen losen Verbund grosser aufstrebender Wirtschaftsnationen. 2010 stiess Südafrika dazu. Zum 15. Mal kommen nun die Staats- und Regierungschefs zu einem Brics-Gipfel zusammen.