Darum geht es: Heute findet der jährliche Ukraine-EU-Gipfel statt. Die Führungsspitzen der Europäischen Union treffen in Kiew Präsident Wladimir Selenski. Für die EU nehmen der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, und die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, an den Gesprächen teil. Themen sind dabei der Stand der Umsetzung des Assoziierungsabkommens, das die Ukraine näher an die EU führen soll sowie der ukrainische Konflikt mit Russland.
Deshalb ist das Treffen wichtig: «Es geht vor allem um Symbolik», sagt SRF-Russlandkorrespondent David Nauer. «Doch Symbolik ist wichtig.» Die Ukraine stehe unter anhaltend hohem Druck Russlands – gerade eben seien sehr aggressive Töne aus Moskau zu vernehmen gewesen, diesmal von Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der inzwischen im russischen Sicherheitsrat eine wichtige Rolle spielt. «In dieser Situation braucht Kiew jede Unterstützung aus dem Westen, das es kriegen kann», so Nauer.
Diese Ziele verfolgt die EU: «Es geht darum, sicherzustellen, dass die Ukraine an die EU angebunden bleibt», sagt SRF-EU-Korrespondent Charles Liebherr. Neben der Unterstützung Kiews im Konflikt mit Moskau geht es Brüssel auch um Hilfe bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. So liefert Brüssel Impfstoff nach Kiew. Ausserdem soll die Ukraine wirtschaftlich unterstützt werden, etwa durch ein neues Luftverkehrsabkommen, das mehr Direktflüge vorsieht.
Darum ist der Weg nach Europa noch weit: Die Hoffnungen waren gross, als Präsident Selenski vor zwei Jahren gewählt wurde. Doch seine innenpolitische Bilanz ist durchzogen. Ein Beispiel ist das neue Oligarchen-Gesetz, das den politischen Einfluss der superreichen Ukrainer zurückdrängen soll – sicher ein lobenswertes und notwendiges Ziel. Doch das Gesetz hält keiner rechtsstaatlichen Prüfung stand – so soll die Liste der Oligarchen, deren Rechte eingeschränkt werden, vom Sicherheitsrat unter Führung des Präsidenten erstellt werden. «Selenski hat sich damit ein Instrument geschaffen, um künftig autoritärer zu regieren», sagt Nauer.
Diese Fortschritte hat die Ukraine gemacht: «Die Ukraine ist ein freies Land: Man darf sagen, was man will, es gibt kritische Medien oder eine politische Opposition», betont Nauer. Dies im Gegensatz zu Russland: «Dort gibt es das alles nicht.» Und: In der Corona-Politik gehört die Ukraine bereits zum westeuropäischen Lager. So ist das ukrainische Impfzertifikat, wenn jemand mit einem westlichen Impfstoff geimpft worden ist, auch in der EU gültig. «Ganz anders die Russen: Sie brauchen für eine Reise in die EU ein Visum, ausserdem ist der russische Impfstoff Sputnik in der EU nicht anerkannt», sagt Nauer.