Der Sudan und Russland haben derzeit vor allem eines gemeinsam: Beide Länder sind international isoliert. Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine, der Sudan wegen des Militärputsches im eigenen Land. In solchen Zeiten stützt man sich gerne auf alte Freunde.
«Man muss in die Sowjetzeit zurückgehen, um diese Beziehung zu verstehen. Das sudanesische Militär wurde von der Sowjetunion ausgerüstet, und das ist bis heute so geblieben», sagt Yousif Mohamed Ahmed. Er ist einer der wenigen Personen im Sudan, die es wagen, öffentlich über die Beziehungen zu Russland zu sprechen.
Vor allem, wenn es um das heikle Thema Gold geht. Yousif Mohamed Ahmed war Chef der sudanesischen Aufsichtsbehörde für Bodenschätze. Als solcher wollte er die Beziehungen zwischen Russland und dem Sudan im Bereich Rohstoffe genauer unter die Lupe nehmen. Es wurde ihm verwehrt und er wurde stattdessen seines Amtes enthoben.
Regierung profitiert von Schmuggel
«Die höchsten politischen Kreise im Sudan sind involviert. Sie wollen nicht, dass irgendjemand weiss, was genau im Rohstoffsektor mit Russland abläuft.» Dabei geht es in erster Linie um den Vizepräsidenten der aktuellen Militärregierung im Sudan. Jenen Mann, der in Russland auf Staatsbesuch war, während Putin die Ukraine angriff. General Mohamed Hamdan Dagalo ist eine Schlüsselfigur im Goldsektor im Sudan.
Und Gold ist das, was Russland interessiert. Russische Unternehmen bauen im Sudan Gold ab und exportieren es. Das meiste davon dürfte aus dem Land geschmuggelt werden, sagt Rohstoffexperte Yousif Mohamed Ahmed. «Dafür werden kleine Militärflughäfen gebraucht. Und niemand weiss genau, wie viel Gold geschmuggelt wird. Aber es sind Tonnen.» Insider gehen von rund 30 Tonnen pro Jahr aus. Das ist viel.
Gold nicht von Sanktionen betroffen
Offiziell exportierte der Sudan nämlich nur gerade 26 Tonnen in den ersten neun Monaten des letzten Jahres. Und auch für Russland sind 30 Tonnen nicht wenig. Vor allem in Zeiten der Sanktionen. Gold fällt nicht unter die Sanktionen. Eine der russischen Firmen, die im Sudan Gold abbauen, gehört dem engen Putin-Freund Jewgeni Prigoschin.
Der Mann, der mit den berüchtigten russischen Söldnern, der Wagner Gruppe, in Verbindung steht. Die Wagner-Truppen sollen die Goldminen im Sudan bewachen. Das sudanesische Aussenministerium dementierte das diese Woche allerdings. Rohstoffexperte Yousif Mohamed Ahmed sagt dazu: «Es sind auf jeden Fall Russen, die die Minen bewachen. Ob Wagner oder nicht.» Im Gegenzug dürften die Wagner-Söldner das Vorgängerregime von Diktator Omar al-Baschir dabei unterstützt haben, die Volksproteste niederzuschlagen.Dieser war von 1993 bis zu seiner Absetzung durch das Militär im April 2019 Staatspräsident.
Bevölkerung auf der Verliererseite
Es ist also ein Geben und Nehmen unter den Mächtigen in beiden Ländern. Doch was hat das sudanesische Volk von der Beziehung zu Russland? «Nichts, gar nichts», ist der ehemalige Chef der sudanesischen Rohstoffbehörde überzeugt. Auch von Russlands Plänen am Roten Meer werde die Bevölkerung nicht profitieren.
Russland plant seine erste Militärbasis auf afrikanischem Boden im Sudan. Ein Abkommen dazu wurde letztes Jahr unterschrieben.
Die Freundschaft zwischen Russland und dem Sudan ist eine gegenseitige Unterstützung von zwei international isolierten Unrechtsregimes. Und eine Beziehung, die mit dem Krieg in der Ukraine und dem Militärputsch im Sudan an Bedeutung gewonnen hat.